Traumschleife

Man liest über ein Phänomen, schreibt es in ein Buch hinein – und dann erlebt man es selber. So erging’s mir vor kurzem mit der Traumschleife. Erst muss ich erklären, was das ist. Es steht in Zeit und Bewusstsein auf Seite 189. »Simon aus London träumte, eine lange weiße Narbe sei auf seinem Arm erschienen.«

So geht es weiter: »Er erzählte den Traum seinem Arzt, und dieser rollte seinen Ärmel hoch und zeigte ihm genau diese Narbe, die Simon auf seinem eigenen Arm gesehen hatte. Hätte er von dem Traum nicht erzählt, hätte ihm der Arzt seine Arm nicht gezeigt: Da ist die Schleife.« 

Meine Geschichte ist damit verwandt. Giovanna rief an und erzählte von einem kleinen medizinischen Problem, nichts Schlimmes. Es habe aber eine kleine Operation gegeben, und sie habe genäht werden müssen. Plötzlich fiel mir mein Traum der vergangenen Nacht ein: Ich hatte an einem Finger eine große, offene Wunde. Jemand sagte: »Das muss genäht werden.« Ich lief im Traum herum, fand niemanden, und dann kam ein anderer Traum, und der erste wurde vergessen.  

Er wäre mir nie mehr eingefallen, hätte nicht Giovanna davon erzählt. Das war am Montag gewesen, die kleine Operation am Donnerstag davor. Da ich damals nicht davon geträumt hatte, liegt der Gedanke nah, dass es ein präkognitiver Traum war: Ich träumte von dem verletzten Finger, weil ich am Tag darauf mit Giovanna sprechen und sie mir davon erzählen würde, dass man sie genäht hatte.  

Ich hätte ohne das Gespräch den Traum nicht gehabt, und ich hätte ihn ohne das Gespräch auch nicht erinnert. Es hat keinen Sinn, länger darüber nachzudenken; es ist ein System, beruhend auf einer unterirdischen Verbindung zwischen uns.

 

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