Finke und Kamerun

Volker Finke fühlt sich immer mehr als Kameruner, sagt er. Erst vergangenen Sonntag habe ich mitgekriegt, dass der frühere Freiburger Trainer die Nationalmannschaft Kameruns trainiert, und als ich es am Nachmittag las, war sein Team schon für die Weltmeisterschaft nächstes Jahr qualifiziert: durch ein 4:1 über Tunesien. Wir gratulieren.

Als ich frisch in Freiburg war, 1991, verpflichtete der SC Freiburg Volker Finke. Der Verein wird übrigens nächstes Jahr am 30. Mai 100 Jahre alt. Im Herbst 1993 spielte der SC in der höchsten deutschen Spielklasse mit. Einmal schlugen sie den FC Bayern 5:1, und 1995 wurden sie Dritte. Eine Sensation. Sie waren damals die »Breisgau-Brasilianer«. In 16 Jahren Finke spielte der SC 10 Jahre in der ersten Liga. Einmal war ich mit Giovanna beim Frühstücken, und da saß Finke auch an einem Tisch.  

2007 wurde Volker Finke dann etwas hässlich weggemobbt, aber immerhin gab es keinen im Profifußball, der so lange ein und dieselbe Mannschaft trainierte. Danach von 2009 bis Ende 2010 Trainer in Japan. Februar 2011 bis März 2012 Sportdirektor beim 1. FC Köln. Seit Mai 2013 Trainer von Kamerun, und nun zur WM. Ich mag ja Afrika und trinke immer Arabica-Kaffee aus Kamerun, fairtrade.  

Ein guter Mann fällt immer wieder auf die Füße. Bekannte Trainer müssen nur warten, dann kommen die Angebote. Zwischendrin haben sie mal ein Jahr Pause. Sie werden sich wohl nicht arbeitslos melden. Rudi Gutendorf war der Trainer mit dem meisten internationalen Engagements. Seine Autobiografie trägt den Titel Ich bin ein bunter Hund. Zehn oder elf Länder waren es, und, so lese ich bei Wikipedia, 1973 musste Gutendorf als Freund Allendes das Land Chile und das Team verlassen. Mittlerweile ist der Rudi 87 Jahre alt, und da sage noch jemand, dass Stress ungesund sei! Für manche ist Adrenalin Lebenselixier.   

Volker Finkes ehemaliger Verein hängt indessen durch, hängt unten in der Tabelle fest: vorletzter Platz. Nach der vergangenen Saison gingen fünf wichtige Spieler weg. Sie wollen sich ja alle immerzu verbessern und mehr verdienen. Mit einer dünnen Spielerdecke kann auch der beste Trainer nichts ausrichten. Aber vielleicht können sich die Freiburger an Finkes Triumph aufrichten.

Ein Kommentar zu “Finke und Kamerun”

  1. Renate Frank

    …was macht eigentlich Otto Rehhagel in der Zwischenzeit? Den Triumph werd’ ich – als Fußball Ahnungsloser – ja nie vergessen :)