Nach den Landschaften

Georg Müller vom Siel war ein bedeutender norddeutscher Landschaftsmaler. 1865 geboren, verbrachte er seine letzten drei Lebensjahrzehnte – von 1909 bis 1939 – in der Nervenheilanstalt Wehnen, wo er den Hungertod starb. Die Heidelberger Sammlung Prinzhorn zeigt von heute bis 13. April das Spätwerk des Malers.

»Spätwerk« klingt etwas beschönigend: Nach seinen Landschaftsbildern schuf Müller vom Siel in der psychiatrischen Anstalt, in die er wegen einer Veränderung seines Gemütszustands eingeliefert wurde, andere Werke als Landschaften. Die Ausstellung in der Heidelberger Sammlung, die Werke von Psychiatriepatienten dokumentiert, heißt darum auch Der andere Georg Müller vom Siel. Es handelt sich um Gouachen, also farbige Malerei zwischen Kreide und Öl. Sie stammen aus dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, und Julia Lennemann spricht zur Einführung.  

Diese Werke werden flankiert von anderen Arbeiten aus der Sammlung, die sich in der Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universitätsklinik Heidelberg befindet, Adresse Voßstraße 2. Sie ist Dienstag bis Sonntag ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet, Mittwoch sogar bis 20 Uhr. (Geschlossen jedoch 24., 25., 31. Dezember sowie 6. Januar 2014.) Der Eintritt beträgt regulär 5 Euro.   

In der Nervenheilanstalt Wehnen, in der Müller vom Siel 30 Jahre verbrachte, wurden nach seinem Tod (1939) bis 1945 Insassen getötet. Schon 1920 hatten Karl Binding und Alfred E. Hoche ihr Buch Die Vernichtung lebensunwerten Lebens veröffentlicht. Die Nationalsozialisten ließen bis Kriegsende etwa 200.000 Menschen umbringen, entweder durch Gas, Gift oder Nahrungsentzug. Dazu gibt es ein Buch von Ingo Harms (Wat mööt wi hier smachten …) über die Euthanasie in der Anstalt Wehnen.  

Über die Sammlung Prinzhorn habe ich zum ersten Mal im September vor einem Jahr geschrieben und dann die beiden jüngsten Ausstellungen behandelt, Ovartaci und Die Zelle.

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