Die Poesie des Fußballs

Zum Abschluss der kleinen Fußball-Trilogie ein Beitrag über Italien. Italienische Künstler mögen Fußball, und verwunderlich ist das nicht. Lucio Dalla und Gianni Morandi haben immer gern gespielt, und man weiß, dass Nanni Moretti und Pier Paolo Pasolini den Fußball liebten. Sie haben ihn auch bereichert.

Der Film Caro Diario (Liebes Tagebuch, 1993) von Nanni Moretti zählt zu meinen Lieblingsfilmen. Der Erzähler (er selbst) gerät mit seinem Begleiter auf die Äolischen Inseln, wo er begreift, dass viele Familien nur ein Kind haben, das sie anbeten und von dem sie sich unterjochen lassen. Moretti im weißen sportlichen Anzug wandert gedankenvoll davon und kritzelt etwas in sein Tagebuch.  

Nun muss man den kleinen Film auf Youtube über die zweiten Episode (Auf den Inseln) bis 13:55 vorspulen; es setzt eine traumhaft verspielte Melodie ein, die an die Fellini-Filme erinnert, und Moretti findet einen Fußball, und er kickte ihn herum und hoch in die Luft hinauf; die Kamera entfernt sich und schaut ihm zu auf die Insel, und das ist einfach zauberhaft, eine Minute lang.  

Von Pier Paolo Pasolini (1923-1975) gibt es auf Youtube einen 6-Minuten-Film mit dem Titel Pasolini e il calcio – Pasolini und der Fußball. Pasolini war Romancier, Regisseur, Linguist und Poet, und auch über den Fußball hat er viel nachgedacht. Er liebte klassische Musik als Untermalung seiner Filme, und es wirkt betörend, die Torszenen so zu sehen … Die italienischen Zitate besagen, dass Pasolini der Ansicht war, es gebe einen prosaischen und einen poetischen Fußball. Der in Prosa lebt in Europa; der poetische Fußball in Lateinamerika und besonders in Brasilien.   

Fußball sei eben eine Sprache. Jedes Tor sei eine Erfindung und eine Unterwanderung der Regeln; der beste Torschütze des Jahres sei auch der Poet des Jahres. Pasolini hat selber in Prominentenmannschaften Fußball gespielt. Wie bei Ror Wolf ist das schon lange her, aber es gab sie einmal, die Verbindung Fußball und Kunst.

 

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