Die Tage des Zweifels

Es gibt geheime Rhythmen im Leben, das sehe ich bei manipogo. Hatte ich nicht schon einmal über einen Montalbano-Roman von Andrea Camilleri geschrieben? Ja, fast genau vor einem Jahr. Auch diesen November also las ich einen mit Kommissar Salvo Montalbano, L’età del dubbio (deutsch Die Tage des Zweifels) von 2008.

Letztes Jahr hatte ich ja fast alles über Camilleri geschrieben; vielleicht nicht, dass seit dem ersten Roman 1994 insgesamt 35 Romane mit Montalbano erschienen sind. Alle haben sie schöne Titel und nicht diese deutschen und englischen, die oft nur ein Wort sind: Verdammnis / Blutrache / Mordlust. Wie es sein Freund Manuel Vazquez Montalban mit seinem Helden Pepe Carvalho tat, lässt auch Camilleri seinen Kommissar mit der Serie altern; 2008, in dem von mir gelesenen Buch, ist er 58 Jahre alt, ein Jahr älter, und bald, o Jammer, wird er pensioniert werden …

Die Tage des Zweifels ist wie immer im sizilianischen Dialekt geschrieben, da liest man sich rein, und was man nicht versteht, da liest man drüber. Stimmt einfach alles in dem Buch. Und wie vor einem Jahr bei Una lama di luce musste ich einmal laut lachen, und an einer ähnlichen Stelle: Als Montalbano am Telefon fragt »Laura?« (die junge Frau, die er andauernd im Kopf hat), aber es ist seine weit entfernt lebende Partnerin Livia dran.

Mein Bild aus Licata, dem Vorbild von Montelusa im Roman (Mai 2014)

Camilleri als gebildeter und geschmackvoller Autor liebt Literatur, also zitiert er Petrarca, den Dichter aus dem 15. Jahrhundert, der seine Laura anbetete. Namen aus Simenon-Romanen kommen vor. Die Namen der Handelnden sind vielsagend. Laura heißt Belladonna mit Nachnamen (schöne Frau), ein anderer Mazzamore. Ich finde, Camilleri-Romane sind große Krimis, in eine Reihe zu stellen mit dem erwähnten Simenon und Chandler und Hammett.

Eine junge Frau interessiert sich für eine Luxusyacht im Hafen von Montelusa und taucht wieder ab. Die Leute der Yacht haben einen Toten geborgen, und in der Capitaneria des Hafens arbeitet die schöne Laura, die Montalbano helfen soll und ihm näherkommt. Aber – seine Angst vor Frauen, sein Zögern, das auf Lauras Zögern stößt. Sie kommen sich nahe und verlieren sich wieder, über das ganze Buch hinweg, während sich die Handlung zuspitzt.

Montalbano verstrickt sich in Lügen, um von seinem Vorgesetzten in Ruhe gelassen zu werden, trinkt und raucht und isst wie immer zuviel, was er so leidlich durch lange Spaziergänge und Schwimmrunden im Meer ausgleicht. Ich wollte mir Zeit lassen mit dem Buch, aber es ging nicht, weil es so spannend und schön war.  Schade, dass Andrea Camilleri in Deutschland nicht bekannter ist.

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