Mühlingen/Singen

Im September hatte ich über Messkirch geschrieben (Meßkirch, Heidegger-Stadt), im Dezember über Pfullendorf, und nun soll ich dort in der Nähe aus meinem Roman vorlesen: an diesem Freitagabend, also morgen, in Mühlingen 15 Kilometer südöstlich davon. Am Samstag darf ich dann im Singener Fahrradhaus Stroppa vortragen, da bin ich richtig!

Die Veranstaltung heißt Erzählzeit ohne Grenzen, ist eine zum sechsten Mal stattfindende deutsch-schweizerische Gemeinschaftsproduktion (Singen/Schaffhausen), die über 30 »renommierte Autorinnen und Autoren« eingeladen hat, unter ihnen zugkräftige Namen wie Ortheil, Zschokke und Leutenegger. Und ich! Das Thema ist Stadt Land Fluss (haben wir als Kinder gern gespielt), und ich habe es wohl dem Tiber im Titel (und der Anziehungskraft Roms) zu verdanken, dass ich mitdurfte.

Das ist natürlich eine Premiere für mich. Mühlingen ist ein kleiner Ort; da werde ich eher Teile aus dem Roman präsentieren, in denen es ums Land geht, denn »mein« Rom ist ja ein seltsames Rom mit dem Radweg und der Peripherie im Südwesten vom Zentrum (wie ja hier auch, wo ich bin: südwestlich von Frankfurt, dem Zentrum).

In Singen am Samstag steht natürlich das Fahrrad im Mittelpunkt, auch wenn sich die Firma, die ihre Räume zur Verfügung stellt, als großes E-Bike-Center präsentiert. Ich muss einfach vom Hotel zum Veranstaltungsort mit dem Rad fahren, Ehrensache, mit genau dem gelben Rad, das mich fünf Jahre durch Rom getragen hat und mit 21 Jahren in einem guten Alter ist. Ach, man braucht sich gar nicht großtun damit, dort gelebt zu haben, es ist ja lang vorbei, aber Städte haben eben eine ideelle Ausstrahlung, sie sind sexy, wie man heute über viele Dinge sagt, weil man es über Frauen nicht mehr sagen darf. Die Werbung hat sich die Erotik geschnappt.

Ich bin gespannt. Spannend ist auch so ein Wort; alle möglichen Leute finden so viel spannend, als wären sie Kinder in der Stunde vor der Bescherung. Darum lesen sie auch alle Krimis: Weil sie so abgespannt sind, lustlos, angeödet. Also versuchen wir‘s mal, sexy aufzutreten und spannend zu erzählen.

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