Nachdenkend über die Hölle

Den Antichrist hatten wir gerade, da darf die Hölle nicht fehlen. Adorno und Brecht waren während des Zweiten Weltkriegs in den USA im Exil (Thomas Mann auch), und was sie da in den 1940er Jahren beobachteten, konnte man 30 Jahre später dann in Deutschland sehen.

Brecht lebte in Kalifornien und schrieb Drehbücher. Sehr erfolgreich war er da nicht, und er schilderte in seinem Gedicht Hollywood: Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen / Gehe ich auf den Markt, wo Lügen gekauft werden. / Hoffnungsvoll / Reihe ich mich ein zwischen die Verkäufer.

Die Hölle müsse, fand der Augsburger Bertolt Brecht in seinem Gedicht Nachdenkend über die Hölle, Los Angeles gleichen.

Auch in der Hölle
Gibt es, ich zweifle nicht, diese üppigen Gärten
Mit den Blumen, so groß wie Bäume, freilich verwelkend
Ohne Aufschub, wenn nicht gewässert wird mit sehr teurem Wasser,
Und Obstmärkte
Mit ganzen Haufen von Früchten, die allerdings
Weder riechen noch schmecken. Und endlose Züge von Autos
Leichter als ihr eigener Schatten, schneller als
Törichte Gedanken, schimmernde Fahrzeuge, in denen
Rosige Leute, von nirgendher kommend, nirgendhin fahren.
Und Häuser, für Glückliche gebaut, daher leerstehend
Auch wenn bewohnt.

Auch die Häuser in der Hölle sind nicht alle häßlich.
Aber die Sorge, auf die Straße geworfen zu werden
Verzehrt die Bewohner der Villen nicht weniger als
Die Bewohner der Baracken.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.