Radrennbahn Singen

Als ich am 18. und 19. April zu meinen Lesungen in Singen am Hohentwiel war, fiel mein Blick auf ein winziges Hinweisschild an der Straße vor dem Rathaus.: Radrennbahn. Es ließ mir keine Ruhe. Ich fuhr los, fragte mich durch und fand sie in einem Walstück der Südstadt.

Den Bahnradsport habe ich bei Radsport furios etwas stiefmütterlich behandelt. Die Geschichte der Bahnrennen ist wichtig, und Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bahn wichtiger als die Straße. Die Radrennbahn in Zürich-Oerlikon durfte ja vor zwei Jahren das 100-jährige Bestehen feiern, was ich bei cycling4fans abgehandelt habe, nachdem ich der alten, 1907 verschrotteten St. Galler Bahn einen Artikel gewidmet hatte.

Ich bin natürlich trotzdem durchgegangen …

… und kam auf der anderen Seite wieder hoch

Aber wie das bei offenen Rennbahnen (solchen ohne Dach) so ist: Das Wetter stört manchmal. Außerdem kamen immer nur wenige Rennen im Jahr zustande, und die Organisatoren rutschten unweigerlich in die roten Zahlen, denn der Unterhalt war teuer. Die Rennbahn von St. Gallen gab es nur zwei Jahre (von 1905 bis 1907), Oerlikon war mehrmals vom Abriss bedroht, und Singen erlebte auch schwere Jahre.

Die hochgelegte Betonbahn

So ein Oval kann man einfach nicht richtig fotografieren – hier ein Stück vor der Tribüne

Der Zielstrich

Gebaut und eröffnet wurde sie im Jahr 1931, sogar 1944 gab es noch Rennen sowie in den Jahren danach. 1973 fing es mit der Bahn nach aufwendigen Reparaturarbeiten wieder neu an. Im vergangenen Jahr fand im September sogar ein internationales Steherrennen statt (das sind die Radfahrer hinter den Schrittmachern, den groß gewachsenen Männern mit ihren schwarzen Ledermänteln).

Es gibt nicht mehr viele Radrennbahnen, aber man sollte diesen wunderbaren und spannenden Sektor des Radsports kultivieren, so lange es geht.

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