Reinkarnation ist vernünftig

Gina Cerminara (1914-1984) schrieb schon früh populärwissenschaftlich über Reinkarnation. Auf der Basis von Protokollen des Sehers Edgar Cayce, der Erinnerungen aus früheren Leben hervorholte, verfasste sie 1950 Many Mansions und 1963 dann Many Lives, many Loves. Darin erläutert sie die Reinkarnation.

Frau Cerminara hat einen ganz klaren Stil und schreibt also:

»Jeder, der die Theorie der Evolution für vernünftig hält, sollte keine große Schwierigkeit haben, auch die Reinkarnation für vernünftig zu halten. In dieser Theorie wird der Gedanke der Evolution um zwei wichtige Gesichtspunkte erweitert. Erstens behauptet sie, dass die Evolution eine des Bewusstseins sowohl als eine der Form ist. Zweitens bekräftigt sie, dass die Existenz jeder Einheit menschlichen Lebens nicht nur zur fortschreitenden Evolution einer Spezies beiträgt; sie trägt auch zu ihrer eigenen Evolution bei.

Moderne Zeiten. Ölbild von Rolf Hannes

Das bedeutet nicht nur einen strukturellen Fortschritt, sondern einen psychologischen und spirituellen. Die Theorie vollzieht sich unter Gesetzen, die ebenso exakt sind wie physikalische Gesetze, und zwar unter dem des Karma oder von Ursache und Wirkung, Aktion und Reaktion. Das bedeutet, dass eine Person in jedem seiner Leben genau in die Konstellation von Umständen hineingeboren wird und genau mit den ererbten Mitteln, die seinen Verdiensten und den negativen Zügen seines Charakters angemessen sind, wie sie sie in vorherigen Lebenszeiten konstruiert hat. (…)

In dieser Theorie wird die gutmeinende Seele, die chaotisch handelt und Schaden im Leben eines anderen Wesens anrichtet, nicht zur ewigen Strafe abkommandiert. Sie wird stattdessen auf den Planeten Erde zurückgesandt, wo sie, indem sie vielleicht das Opfer der chaotischen Handlungen eines anderen Menschen wird, Einsichten erlangt, wie man sich gut verhält und wo sie, konfrontiert mit den praktischen Schwierigkeiten des Lebens, sich bessert.

In dieser Optik wird die Freundlichkeit des Herzens oder ein anderer Charakterzug nicht mit der zweidimensionalen Elle gemessen oder für alle Ewigkeiten auf eine Waage gelegt, die von Anfang an nicht ausgewogen war. Sie werden eher als Gradmesser für das erreichte Wachstum eines sich entfaltenden Bewusstseins gesehen; und sein zukünftiger Status hängt wie der jedes wachsenden Dings von dem Zustand seines derzeitigen Wachstums ab.

Die Reinkarnationstheorie erlaubt also, anders als die Theorie von Himmel und Hölle, die allmähliche Entfaltung aller Qualitäten und Fähigkeiten. Sie berücksichtigt Komplexität, Abstufungen, Verursachung. Sie resultiert nicht in logischen Sackgassen, ethischen Widersprüchen oder psycholo0gischen Absurditäten. Sie ist in Kürze die vernünftigste aller denkbaren Theorien, die das menschliche Leben, den Tod und das Schicksal behandeln.«

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