Alle Sprachen dieser Welt

Mein Norwegisch-Studium leidet derzeit etwas. Ich habe derzeit viele andere Sachen zu tun. Aber ich bin sprachbegabt und ein echter Sprachenfreak — wie auch Fritz Schütte. 1980, während des Studiums, hatten wir an der Universität München Polnisch-Kurse belegt. Ich habe damit weitergemacht, aber sprechen kann ich nicht, jedoch Texte mit dem Wörterbuch lesen und polnische Dichtung rezitieren.

Was mir an den Sprachen gefällt, ist das Rätselhafte. Du hast eine Menge unverständlicher Zeichen vor dir, und wenn du dir ein wenig Mühe gibst, wird das nach und nach durchsichtig und entschleiert seinen Sinn. Lesen gefällt mir mehr als das Sprechen. Trotzdem unvergesslich, wie in Rom die italienischen Fernseh-Nachrichten erst nur ein fremdes Gebrabbel waren, in dem dann immer öfter bekannte Inseln auftauchten; und plötzlich, eines Tages, verstand ich ALLES! Die Schrift ist freilich dem Männlichen zugeordnet, steht klar da, während das Sprechen schwierig, flüchtig und sehr kontextabhängig, demnach eher zum Weiblichen gehört.    

Vor etwa fünf Jahren wollte ich Stücke von Anton Tschechow, den ich verehre, im Original kennenlernen. Ich arbeitete mich also ins Russische ein. Das klingt gesprochen immer ganz anders als vermutet, aber ich wollte ja nur diese mysteriösen kyrillischen Schriftzeichen deuten können. Nun habe ich ein paar russische Romane in meiner Sammlung, aber es fehlt die Motivation, das fortzuführen. 

Dorn und Trepljew in der „Möwe“ von Tschechow

Irgendwann habe ich mich mit Bibelhebräisch abgegeben und war stolz, als ich die ersten Sätze der Heiligen Schrift verstehen konnte. Unglaublich. Auch die Mandäer, die große Gnostiker waren, schrieben mit hebräischen Zeichen. Aber da müsste man sich ein Lehrbuch besorgen.   

Eine Fußnote aus dem Buch Ginza, übersetzt von Mark Lidzbarski (1925)

Die Werke von Henry Corbin gaben mir den Wunsch ein, die wichtigsten arabischen Begriffe schreiben und lesen zu können, also befasste ich mich mit dem Arabischen und zeichnete die ersten Suren des Korans nach.     

Aus einem schönen arabischen Buch, dessen Inhalt ich nicht kenne

Japanische Schriftzeichen nachzumalen macht auch Spaß. Es ist eine Silbensprache, die man zunächst akustisch lernt; sie zu schreiben, erfordert ein vierjähriges Studium, das ich mir noch erspart habe. Und dann gibt es auch noch das Chinesische! Aber das Leben ist kurz, darum beschränken wir uns auf Französisch, Italienisch, Spanisch (alles untereinander verwandt) und Englisch. Mit Norwegisch könnte man auch Dänisch und Schwedisch meistern.

Fast hätte ich vergessen, dass ich damals im Studium auch Serbokroatisch versuchte in der Hoffnung, alle Balkansprachen zu beherrschen, und dass ich sogar Niederländisch-Kurse belegte. Lyrik sollte man immer in der Originalsprache lesen. Altgriechisch kann ich kaum, und auch Lateinisch ist ein Problem. Nobody is perfect! 

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