Gratis! – Gratis?

Über ein gutes Zitat ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Ein Satz, der mir zu denken gab, stand als Widmung über einem Kapitel in dem gestern erwähnten Buch von Paul Davies (About Time). Er stammt von dem US-Ökonomen Milton Friedman (1912-2006) und lautet: »There is no such thing as a free lunch.« In etwa: Ein kostenloses Mittagessen, so etwas gibt es nicht.

Schön, dahinter tut sich eine ganze Welt auf. Der Satz leitet das Kapitel ein, das darstellt, dass ein Perpetuum mobile, eine ohne Energiezufuhr ewig weiterlaufende Maschine,  nicht funktionieren kann. Auch das Pendel schwingt scheinbar unaufhörlich, doch es verliert durch die Luftreibung langsam an Schwung und braucht einen neuen Anstoß.  

No such thing – damit wird der Spruch zu einem, der mehr sagt, der sich auf die ganze Welt bezieht. Nichts ist gratis. Wie oft müssen wir lesen, dass es »gratis« bei einem Gerät diese oder jene Funktion noch gäbe, und daneben: der Preis. Dann gibt es etwas gratis, wenn man diesen oder jenen Vertrag abschließt. Wir wissen, dass uns im Geschäftsleben niemand etwas schenkt. Alle wollen und müssen verdienen. Irgendwo ist der Haken. Bestimmt.  

Wenn mich ein Freund zum Mittagessen einlädt, ist das etwas Anderes. Aber dann bezahlt er. Friedman meint mit no such thing das Ding an sich: Für mich mag das Mittagessen frei von Kosten sein, aber pauschal gibt es kein kostenloses Mittagessen. Jemand bezahlt immer die Zeche. Überall. 

Illustration: Rolf Hannes

Wenn ich mich irgendwo durchmogle und durch Tricks etwas ergattere, wird der bestraft, der sich bemogeln hat lassen. Auch in der Welt gilt der erste Hauptsatz der Thermodynamik: der Satz von der Erhaltung der Energie. Alles in einem System wird nur umgeschichtet. Was entsteht, wird von irgendwoher genommen. Sogar nur dazusitzen und zu atmen, kostet etwas Energie, die ich meinem Körper wieder zuführen muss – vielleicht durch ein Mittagessen, das aus einem Stück Schweinefleisch bestehen kann und zwei Knödeln und der Erde und einer armwen Sau entnommen wird. 

So klingt das banal. Aber dieser Satz von Milton Friedman hat gesellschaftliche Bedeutung: Ich soll mich verantwortlich verhalten. Für jedes egoistische Verhalten zahlt ein anderer. Wenn jemand stirbt, ist oft ein anderer schuld. Ich denke dabei natürlich an das Rasen auf den Straßen. Das Opfer zahlt und fängt das Fehlverhalten auf. Lieblosigkeit kostet. Manchmal zahlen Menschen für die Härte, die anderen von ihren Eltern zuteil wurde. Was immer wir tun: Es hat Folgen. Jemand muss zahlen. Jetzt oder später. Man muss sich deshalb nicht ämgstigen, aber wissen soll man es.   

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