Bergstädte

Überall im bergigen Italien hat man die Ansiedlungen auf die Hügel gesetzt, und der Radler muss da hoch. Klar, von oben sieht man etwaige Angreifer früher, und ein schöner Blick ist etwas Feines, und auch heute noch wohnen die Reichen oben. Eine andere Erklärung, eine metaphysische, habe ich in dem schönen Italien-Buch von Joachim Fest gefunden (Im Gegenlicht, 1988).

»In den Stadtgründungen auf den Bergen und Anhöhen war die Erinnerung an das hoch gebaute Jerusalem gegenwärtig, das, der Offenbarung zufolge, dereinst aus dem Himmel auf die Erde versetzt und die Gläubigen in seinen Mauern versammeln werde. Insoweit war jede Stadt Vorgriff und Modell zugleich, und diese Auffassung hat dem überlieferten, mit dämonischen Glanzlichern versetzten Bild städtischer Gemeinwesen das reinere Abbild entgegengesetzt.«

Ragusa Ibla, das alte Ragusa auf Sizilien

Weiter schreibt Joachim Fest: »Die Stadt ist nichts anderes als Anfang und Vermittlerin aller höheren Kultur.« Seit dem Mittelalter habe der Mensch, »bis dicht an die Schwelle der Gegenwart, nicht mehr das Verlorene Paradies gesucht, sondern, immer unter anderen Namen, die Utopie der verheißenen Stadt.«

Stadt an der Westküste Kalabriens

Aus einem alten protestantischen Kirchenlied:

Ach wie schön, ach wie schön,
ist der Engel Lobgetön!
Hätt ich Flügel, hätt ich Flügel,
flög ich über Tal und Hügel
heute noch nach Zions Höhn.

Wie wird’s sein, wie wird’s sein,
wenn ich zieh in Salem ein,
in die Stadt der gold’nen Gassen!
Herr, mein Gott, ich kann’s nicht fassen,
was das wird für Freude sein!

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