Mondmagie

Wie Poesie liest sich zuweilen der Name eines Autors oder einer Autorin, gekoppelt an den Titel des Buchs aus ihrer Werkstatt. Wie etwa Dion Fortune, Moon Magic. Mondmagie! Moon River erklingt, und die Magierin Lilith Le Fay bezirzt den Neurologen Rupert Malcolm. Sie betreiben gemeinsam Magie und mehr.

Dion Fortune war eine namhafte Okkultistin. Sie war Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, gründete ihren eigenen magischen Zirkel und schrieb Romane und Bücher über Magie und das Weiterleben (Durch die Tore des Todes ins Licht). Sie kam 1890 in Wales zur Welt und starb Anfang 1946 in London an Leukämie. Moon Magic ist ihr letzter, nachgelassener Roman.

Lilith Le Fay ist ja auch ein wunderschöner Name. Die Zauberin bezieht eine alte frühere Kirche, und es gibt geheimnisvolle Verbindungen zu dem gegenüber lebenden bekannten Arzt Malcolm, der wie ein Wilder arbeitet, eine kranke Frau hat und sexuell unausgelastet ist. Er hat oft von Lilith geträumt, ohne es zu wissen, und nach langen Umwegen finden sie zueinander. Lilith braucht Rupert für ihre magische Arbeit als Priesterin der Isis; sie braucht seinen Magnetismus und seine Lebenskraft. (Illustration: Kirche in Mystic, Connecticut. Library of Congress, Washington DE. C.)

Mondmagie in Cartagena, Spanien

Anscheinend war Rupert in einem früheren Leben in Ägypten ein Opferpriester und hatte sich selbst für Lilith geopfert, in die er verliebt war. Der schüchterne Neurologe verstrickt sich, ohne es zu wollen, in eine komplizierte Verbindung mit der Magierin. Er wird von ihr angezogen wie die Ozeane vom Mond, flieht und kommt wieder näher. Der Mann will oft besitzen, doch dann unterliegt er und wird er von dem Objekt seiner Gedanken besessen: Besessenheit statt Besitz.

Die beiden reden unendlich viel miteinander, sie umwerben sich mit Worten, und man weiß nicht, wer erobern will und wer der Eroberung nachgibt. Lilith liebt vertrauensvoll, Rupert liebt mit inneren Zweifeln, und es dauert, bis er aufgibt und sagt: »Lilith, I am incredibly fond of you.« Das ist ein Sieg gegen sich selbst, und es sollte nicht schwer sein, das auszusprechen, doch es ist es, denn man hat den Eindruck, sich auszuliefern, verloren zu sein. Doch nur, wer sich aufgibt, kann zu sich kommen.

Es sind unendlich zarte, verständnisinnige Dialoge, und es ist ein Zurückweichen und Sich-Aufgeben, und gemeinsam vollführt man anstrengende magische Rituale, bei denen nicht ganz klar wird, wozu sie dienen; Lilith braucht Rupert eben, und er braucht sie, und in bestem britischen Understatement und mit Sprachzauber wird dem Leser nahegebracht, dass es um … Sexualität geht, worum sonst, um die höchste Form der Magie, die auf irdische Weise zu erhalten ist.

Im Namen der Mondmagie vereinigen sich die beiden, die höheren Zwecke sind nur Anlass und Fluidum. Vielleicht geht es bei allem, was wir tun, nur um die zu glückende Vereinigung von Yin und Yang.

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