Streich for Germany

Was ich gestern geschrieben habe, lasse ich mal stehen. Zusätzlich denke ich mir: Der Jogi muss zurücktreten. Meint der Kicker-Chefreporter auch. In der vermeintlich leichten Gruppe Letzter geworden! Hey! Für den Job des Nationaltrainers schlage ich Christian Streich vom SC Freiburg vor. Der verkörpert Leidenschaft, und seine direkte Art täte dem arroganten DFB gut. Und einer aus dem Südwesten wäre wieder dran (Streich ist in Weil am Rhein geboren), um den übergewichtigen Südosten (mit dem FC Bayern) auszugleichen. 

Ich saß draußen im Hotel am Stadtgarten, mit 70 anderen Fans. Entertainment war geboten auf dem Rasen, weil das deutsche Team seine Gegner so schön aufspielen ließ. Großes Theater – das erst nicht anerkannte erste Tor der Koreaner, und dann die Demütigung für den Welttorhüter und seine ganzen überbezahlten Mitspieler. Das deutsche Team zeigte kein Herz und keinen Charakter.

Auch ein Computer hätte vermutlich diese Leute mitgenommen ans Schwarze Meer. Und ein Computer hätte sie auch so aufgestellt. Zum Glück ist Fußball kein Computerspiel, und so gingen die vermeintlich Besten leer aus. Es fehlte die richtige Mischung aus hungrigen jungen Spielern und den erfahrenen satten. Die bäumten sich nicht auf, die rannten nicht, die kämpften nicht.

Wie fängt das Gedicht Die Wanderratten von Heinrich Heine an?

Es gibt zwei Sorten von Ratten:
Die hungrigen und die satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.

Die satten Spieler waren auch einmal hungrig und wanderten aus und bekamen eine Menge Geld, bis sie nicht mehr hungrig waren. Man darf gern einmal dran erinnern, dass ein paar hundert Spieler ein paar Jahre mehr oder minder spektakulär mitspielen und dann je ein paar Millionen auf dem Konto haben – und dass die Millionen Menschen, die ihnen zuschauen, je 40 Jahre arbeiten müssen, 1000 Euro Rente bekommen und oft ziemlich krank sind vom Arbeitsleben.

Sie lieben Fußball, weil es gerade anders ist als das Arbeitsleben, weil es »glamourös« ist und unvorhersehbar. Der Yogi wollte sich auf die sichere Seite schlagen. Er wollte kein Risiko eingehen, und gerade das hat keine rechte Mannschaft werden lassen. Da herrschen andere Gesetze – oder keine Gesetze −, und man muss  manchmal etwas durchziehen, was den Medien nicht passt.

Ich dachte mir: Was lässt er Mario Götze zu Hause? Der hatte 2014 das Siegtor erzielt, so einer bringt Glück. Warum gab er dem Petersen aus Freiburg nicht eine Chance? So einer will sich profilieren und zerreißt sich, um sichtbar zu sein! Wo waren die Sympathieträger? Ganz okay, dass einer immer grinst wie Thomas Müller; Mats Hummels hat Persönlichkeit, aber mir fehlten Spieler, die ich mögen kann. Nichts als blasse Jünglinge.

Wie Schweinsteiger damals gekämpft hat!  Aber das deutsche Nationalteam 2018 ging mit Pauken und Trompten unter und ohne recht Widerstand zu leisten. Es war blamabel. Nicht dass es an Warnungen gefehlt hätte. Aber Jogi Löw blieb bei seinem Schema, das obendrein durchsichtig war, und war nicht bereit, uns zu überraschen. Zwar heißt es Never change a winning team, doch wer sein eigenes Team mäßig spielen sieht, muss sich exponieren – wie sollten es denn seine Spieler tun? Löw war vielleicht doch angeschlagen vom allgemeinen Druck und meinte halt: Des werd scho!

Schön. Deutschland will ja – viele Leute in Bayer wollen – seine Grenzen für die hungrigen Ratten schließen, und Italien nimmt keine Schiffe mehr auf. Aber sie setzen ihre satten Legionäre ein. Nein, beide haben es so verdient.

 

 

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