Steads Comeback

William Thomas Stead, der 1849 geborene britische Jourmalist und Spiritualist, kam vom Meeresgrund zurück: als Geist. Stead hatte als Redakteur bei der Pall Mall Gazette begonnen und wurde bekannt. Er scheute keinen Skandal, kämpfte gegen die Kinderprostitution, für den Frieden und die Weltsprache Esperanto, hatte Kontakt zur Geisterwelt und schrieb Bücher. Ein derart kommunikatives, quirliges Wesen war prädestiniert dafür, vom Weiterleben Zeugnis abzulegen.

indexsteadZuletzt erfuhren wir, dass jemand, der Stead ähnelte, die Küche von Frau Tweedale unsicher machte, die ihn gar nicht kannte. Auch Frau Henrietta M. Chase kannte ihn nicht, und doch hatte sie am 14. April 1912 ein geisterhaftes Gesicht vor sich, das sie später als William T. Stead identifizierte. Wieso erschien er Frauen, die er nicht kannte? Michael Tymn, der in seinem Buch Transcending the Titanic 100 Jahre nach der Schiffskatastrophe über deren paranormale Begleiterscheinungen schrieb, hatte eine Erklärung: Manchmal sehen die Geister ein helles Licht um einen Menschen, der medial begabt ist, und dieses Licht zieht sie an. So erscheint in einem Zirkel auch mal ein drop-in communicator: ein Geist, den keiner kennt; ein Geist auf Durchreise sozusagen.

Schon 33 Stunden nach dem Untergang meldete sich Stead schon bei seinem Freund John S. King, um ihm mitzuteilen, dass aus ihrem Treffen wohl nichts würde. King war ein Arzt aus Toronto, der mit Stead Telepathie-Experimente anstellte. In England saß derweil Helen Travers-Smith am Ouija-Brett und bekam die Meldung: Schiff gesunken, alle verloren. William East über Bord. (Das war vermutlich ein Übermittlungsfehler oder eine Abkürzung. Stead war gemeint.) Zwei Nächte nach dem Unglück hörte Lady Archibald Campbell die Worte: W. T. Stead — ertrunken! Ihr wurde gleich (von Stead selber vermutlich) eine wahre Kurzreportage von der Lage kurz vor dem Untergang diktiert.

Am 18. April (drei Tage nach dem Untergang) saß John King in Toledo (Ohio) mit dem Materialisationsmedium Joseph Jonson, und die Mitglieder des Zirkels plauderten, als plötzlich der Vorhang des Kabinetts aufging und ein Mann herauskam, mit ausgebreiteten Armen. Es war William T. Stead, dem aber Energie fehlte und der bald wieder versank, in den Boden schmolz. Er meldete sich dann mit seiner Stimme bei dem Medium Jessie Coates und bei Sitzungen mit Etta Wriedt. Bei ihr erklärte sich am 8. Mai Kapitän Smith für schuldig am Untergang der Titanic, und am 16. Mai (1912) hatte das Medium nur zwei Sitters: den serbischen Diplomaten Chedo Mijatovic und seinen kroatischen Freund Hinkovic. Frau Wriedt flüsterte den beiden zu, die Bedingungen seien gut. Mijatovic berichtete:

Im nächsten Augenblick erschien ein Licht hinter Mrs Wriedt und bewegte sich von links nach rechts. In jenem Licht war nicht der Geist, sondern die Gestalt von William T. Stead, und nicht in Weiß, sondern in seinem Anzug. Ich und Mrs Wriedt jubelten vor Freude. … Mr Stead nickte mir zu und verschwand. Eine halbe Minute später war er wieder da, schaute mich an und verneigte sich. … Dann hörten wir alle drei deutlich diese Worte: »Ja, ich bin Stead. William T. Stead. Mein lieber Freund Mijatovic, ich bin eigens gekommen, um dir einen frischen Beweis dafür zu liefern, dass es das Leben nach dem Tod gibt und der Spiritualismus recht hat. … Ihr solltet nicht nur glauben, sondern wissen, dass es das Leben nach dem Tod gibt. Nun leb wohl, mein Freund, Frau Adela Mayell möchte zu euch sprechen!«

Anfang Juni konnte die Frau Steads ihn bei einer Sitzung mit Etta Wriedt sehen: mit Krawatte und allem. Seine klangvolle Stimme war voller Emotionen. Er war zu sehen, konnte seine Frau jedoch anscheinend nicht umarmen. Da denke ich an mein Erlebnis vom vergangenen Oktober, und wir denken an die lieben Geister, die uns gern etwas mitteilen würden (passt auf, vielleicht bringen sie ja was bei Whatsapp unter!) und hören uns Spirits in the Sky an.

 

 

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