Lope de Vega

Lope de Vega lebte von 1562 bis 1635, also gleichzeitig mit Shakespeare, und hauptsächlich in Madrid. Er wurde späteren Generationen von spanischen Lyrikern zum Vorbild, weil er seine Gedichte frisch und warm klingen, mit leichter Hand gefertigt. Und so faszinieren uns seine 400 Jahre alten Werke immer noch. Gedichte in spanischer Sprache finde ich am schönsten von allen, aber das sage ich immer.

Die meisten Gedichte (aus dem Band Wir leben in zwei Zeiten, Piper 1987) dienten als Einlage für Bühnenstücke und wurden auch vertont. Übersetzt hat sie Erwin Walter Palm (1910-1988), vor dem man Hochachtung bekommt, wenn man den Wikipedia-Eintrag über ihn liest. —Da bemerke ich, dass Federico García Lorca bei manipogo zu kurz gekommen ist und Calderon de la Barca erwähnt werden sollte; so viele Versäumnisse! (Oder werden wir überheblich, wollen wir die ganze Welt einpacken?) Aber wir haben ja Zeit und viele Tage mit Beiträgen vor uns (hoffentlich). Antonio Machado hatte seinen ihm gebührenden Platz gefunden.

 

Tres seguidillas del Guadalquivir

I
service-pnp-pga-00400-00437rRio de Sevilla,
cuán bien pareces,
con galeras blancas
y ramos verdes!

II
Barcos enramados
van a Triana,
el primero de todos
me lleva el alma.

III
Si te echares al agua,
bien de mis ojos,
llévame en tus brazos,
nademos todos.

Fluss von Sevilla, /wie schön bist du, / mit weißen Segeln / und grünen Zweigen dazu!
Nach Triana gehn Schiffe, / girlandenbelaubt: / das Erste / hat mir das Herz geraubt.
Wenn du ins Wasser gehst, / meine Augenweide, / nimm mich in deinen Arm, / wir schwimmen beide.

Bien de mis ojos, meine Augenweide, das ist schön übersetzt. — Im ersten Abschnitt sagt Lope de Vega wie schön du erscheinst (pareces); im zweiten, das Schiff habe ihm die Seele sich erheben lassen, es war ein erhebendes Gefühl, sagt man ja; und in der allerletzten Zeile meint Lope de Vega seltsamerweise wir schwimmen alle — denn hätte er beide gemeint, dann hätte er wohl ambos geschrieben.

Al cabo de los años mil

026Al cabo de los años mil,
vuelven las aguas por do suelen ir.

Humildes se hacen,
altos se reprueban,
unos se renuevan
y otros se deshacen,
porque, con vivir,
al cabo de los años mil,
vuelven las aguas por do suelen ir.

Wenn vorbei sind tausend Jahr / kehrt das Wasser zurück dahin wo es war.
Die einen gehn in sich und machen sich klein, / Groß, das wird ein Tadel sein.
Manche werden von selber neu, / andre gehen ganz verloren,
so wie gestorben wird, wird geboren. / Denn das ist leben;
Wenn vorbei sind tausend Jahr, / kehrt das Wasser zurück dahin wo es war.

 

Illustration oben: New York Yacht Regatta 1869, Agentur Currier & Ives, courtesy of Library of Congress, Wash. D. C.

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