Flugverkehr (107): Große Vögel über Städten

Kurios sind diese Werbe-Postkarten von Fluglinien in den 1970-er und 1980-er Jahren. Sieht unecht aus; damals gab es ja noch kein Photoshop, vermutlich hat man Bilder von Maschinen ausgeschnitten und auf oder über die Städte geklebt. Ich fand ein paar davon in einem alten Ordner mit Postkarten und garniere sie mit Erzählungen davon, wie horrend das Fliegen auf anderen Kontinenten war.

Flugzeug über Hamburg

Flugzeug über Hamburg

Flugzeug vermutlich über Zürich

Flugzeug vermutlich über Zürich

Flugzeug über Gen

Flugzeug über Genf

Flugzeug über den Wolken

Flugzeug über den Wolken

Flugzeug (der Lufthansa) vor dem Start

Flugzeug (der Lufthansa) vor dem Start

 

Paul Bowles (1910-1999), Autor des Romans The Sheltering Sky (als Himmel über der Wüste verfilmt), war ein unbeirbarer Reisender, und wir werden in acht Tagen von ihm hören. Er hielt sich gern in Mexiko und Nordafrika auf, arbeitete in New York und Paris und ließ sich schließlich in Tanger nieder. Um 1950 hatte er einige Abenteuer in der Luft hinter sich. In seiner Autobiografie Rastlos (Without Stopping) schreibt er:

Ich fuhr nach Adrar. … Nach einer Woche trat ich die Rückreise an, diesmal per Flugzeug. Darin befanden sich nur der Pilot und ich. Im Kopilotensitz neben ihm angeschnallt blieb mir nichts anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, als er im Sturzflug eine Scheinbombardierung der Bevölkerung begann und das Minarett von Adrar nur um Zentimeter verfehlte. Da wir ohne Radar flogen, mussten wir bei Sonnenuntergang landen. Am nächsten Morgen ging es in aller Frühe weiter. (S. 315)

Manche Flüge in diesem Sommer waren haarsträubend. Viele der mexikanischen Dörfer, in denen die Flugzeuge Zwischenstation machten, um Passagiere und Federvieh aufzunehmen, besaßen überhaupt keine Landebahn. Der Pilot glitt über die Wipfel der Bäume und landete auf Weiden, wo die Passagiere mit ihren Bündeln eng aneinandergedrängt unter freiem Himmel warteten. Wenn sie an Bord gegangen waren, hockten sich die Frauen, in ihre rebozos gehüllt, auf den Boden und fingen an zu beten. Ihre Litaneien waren laut und lästig. Die Männer bekreuzigten sich nur und sahen aus dem Fenster. Bei solchen Gelegenheiten schwor ich mir, kein Flugzeug mehr zu besteigen, wenn ich dieses eine Mal noch das Glück hatte, heil wieder herunterzukommen. (S. 283)

Die unangenehmen Situationen, in die wir auf unseren Flügen immer wieder gerieten, machten mich zunehmend nervös. Abgesehen von der Zeit, die man dadurch »spart«, fällt mir kein triftiger Grund ein, warum man ein Flugzeug nehmen sollte, wenn es auch eine andere Möglichkeit gibt, sein Ziel zu erreichen. Zwischen Havanna und Miami gerieten wir in einen starken Sturm, mehrmals sackte das Flugzeug wie ein Aufzug, dessen Kabel gekappt worden sind. Wie üblich schwor ich mir, nie wieder ein Flugzeug zu besteigen, ein Ding der Unmöglichkeit in einer Zeit, in der die meisten Menschen gewillt sind, ihr physisches Wohlergehen einer Abstraktion wie Gechwndigkeit zu opfern. (S. 294) 

Rastlos, Wilhelm Goldmann Verlag München, 1993

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.