Der Jüngste Tag naht

Geht es mit der Menschheit in wenigen tausend Jahren zu Ende oder haben wir (oder besser: unsere Nachkommen) noch hunderttausend Jahre vor uns? Paul Davies, der englische Physiker und Autor von zwei Dutzend populärwissenschaftlichen Büchern, hat sich in seinem Buch »About Time« damit auseinandergesetzt. Das liest sich schwierig, aber gerade das hat mich gereizt, seine Argumente wiederzugeben. (Außerdem bestätigt es, was Jenny Cockell und andere über die nähere Zukunft sagten.) 

Davies hatte 1983 einen Vortrag des Astronomen Brandon Carter vor der Royal Society in London miterlebt, in dem der Referent mit Wahrscheinlichkeiten argumentierte und vorhersagte, der Untergang sei nicht mehr weit. Damals (1983) gab es 4 Milliarden Menschen auf der Erde, heute sind es 7 Milliarden. Eins ist klar: Die Entstehung des Menschen war von viel Glück begünstigt (wenn wir einmal den Standpunkt der Evolutionslehre einnehmen). Auch unser Ort – ein Himmelskörper mit den passenden Bedingungen, umgeben von viel Leere und zum Teil kalten, zum Teil heißen Planeten – ist ziemlich unwahrscheinlich. 

Sind wir etwas Besonderes? Nein. Die meisten Menschen, die diese Erde bewohnt haben werden, werden nach uns kommen: viele, viele Milliarden. Gegenwärtig lebt hier ein Sechstel aller Menschen, die je auf der Erde gelebt haben (40 Milliarden waren es bislang) . Carter legte drei Schaubilder vor: Bei einem schießt die Linie der Graphik steil in die Höhe, bei einem Bevölkerungswachstum, das so weitergeht und wohl nur durch Besiedelung anderer Sterne zu bewältigen sein wird; Graph zwei stabilisiert sich bei 20 Milliarden; Graph drei stürzt bald jäh ab. Der Astronom meinte, aus dem Gesamtbild gesehen sollte, wenn wir typisch wären, Graph drei eintreffen. Dies bedeutet, durch einen Atomkrieg, einen Meteoriteneinschlag oder Epidemien würde die Menschheit bald ausgelöscht sein, auch wenn »bald« noch 3000 Jahre bedeutet. Ich muss allerdings zugeben, dass ich auch nicht so richtig begreife, warum Graph drei am wahrscheinlichsten ist. (Illustration: die drei Grafiken, von mir gezeichnet)

Der kanadische Philosoph John Leslie hat ein Gedankenspiel vorgelegt. Wir haben zwei  Töpfe mit Losen, die etwas über die Dauer der Welt sagen. Im ersten sind 10 Lose, im zweiten 1000. In jedem der Töpfe ist ein Los mit unserem Namen, und gezogen zu werden heißt, auf die Welt zu kommen. Wir sollen auf einen Topf wetten. Wir setzen auf Topf 2, aber schon nach 3 Ziehungen ist unser Name dabei (denn wir sind ja zur Welt gekommen und hier). Wann würde wohl aus dem zweiten Topf unser Name gezogen werden? Gibt es dann die Welt noch? Wir müssen auf Topf 1 setzen als vermutliche Dauer der Welt (10 Lose), denn nach dem Bayes’schen Gesetz ist die  Wahrscheinlichkeit dafür zwei Drittel höher ist als die für Topf 2 (1000).  

Es war sehr unwahrscheinlich, dass der Mensch entstand. Es entspricht etwa, wie Paul Davies andeutet, dem Erlebnis, mit drei Würfeln erst drei Einser, dann drei Zweier und gleich noch drei Dreier zu würfeln. Nun wird es natürlich immer unwahrscheinlicher, nun wieder drei Vierer zu würfeln. Das wird eher gegen Ende eines Durchgangs von 50 Würfen sein, und dann würde uns ein weiterer Entwicklungssprung nicht mehr helfen. Doch Wahrscheinlichkeiten hin oder her: Wir müssen eigentlich nur die letzten 150 Jahre betrachten und sehen, was heute geschieht, um das Ruder herumzuwerfen: nichts.  

Brandon Carter vermutet, dass der Menschheit noch 8000 Jahre bleiben. Also lasst uns was draus machen!

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