TestpilotInnen (34): Emanuel Swedenborg

Über Swedenborg ist ja schon viel gesagt worden hier; nur übersah ich, dass er einmal gezeigt bekam, wie das Sterben vor sich geht. Die Engel wollten ihn das nachempfinden lassen, wohl in der Hoffnung, er möge darüber schreiben, was Emanuel Swedenborg dann in Himmel und Hölle und einigen anderen Büchern getan hat.

Man muss da vieles wegkürzen, denn im 18. Jahrhundert schrieb man mathematisch-exakt und weitschweifig, was uns ermüdet. Der Auszug ist Seite 271 ff.:  

DSCN4572Wie die Auferweckung vor sich gehe, ist mir nicht bloß gesagt, sondern auch durch lebendige Erfahrung gezeigt worden; die Erfahrung selbst geschah an mir, damit ich vollkommen wissen möchte, wie es damit zugeht. Ich wurde in einen Zustand der Empfindungslosigkeit hinsichtlich der körperlichen Sinne, somit beinahe in den Zustand der Sterbenden gebracht, während jedoch das inwendige Leben samt dem Denken unversehrt blieb, damit ich wahrnehmen und im Gedächtnis behalten möchte, was vorging und was denen geschieht, die von den Toten auferweckt werden; ich nahm wahr, daß das Atmen des Körpers beinahe weggenommen war, während das inwendige Atmen, welches das des Geistes ist, zurückblieb, verbunden mit einem schwachen und leisen des Körpers.

Zuerst wurde nun eine Gemeinschaft hinsichtlich des Herzschlages mit dem himmlischen Reich eröffnet, weil dieses Reich dem Herzen des Menschen entspricht; es erschienen auch Engel aus demselben, einige in der Ferne und zwei nahe beim Haupt, bei dem sie sich niederließen; infolgedessen wurde [mir] alle eigene Gemütsregung [affectio] weggenommen, dennoch aber blieb das Denken und das Bewußtsein [perceptio]; in diesem Zustand war ich einige Stunden lang. Die Geister, die um mich gewesen waren, entfernten sich jetzt, weil sie meinten, ich sei gestorben; auch wurde ein aromatischer Geruch empfunden, wie von einem einbalsamierten Leichnam (…)

Die Engel, die beim Haupt saßen, waren still; sie brachten bloß ihre Gedanken in Berührung mit den meinigen; werden jene aufgenommen, so wissen die Engel, daß der Geist des Menschen in dem Zustand ist, daß er aus dem Körper herausgeführt werden kann. Die Mitteilung ihrer Gedanken geschah dadurch, daß sie mir ins Angesicht sahen; denn so geschehen im Himmel die Mitteilungen der Gedanken. (…)

Nun würden wir erwarten, dass der Autor beschreibt, wie seine Seele aus dem Körper herausgeführt wurde. Doch nichts dergleichen! Es geht gleich »drüben« weiter, nachdem ihm, wie wir gleich lesen, »der Genuss des Lichts gegeben worden«.

45112094835_2fd0c5534f_bDie geistigen Engel leisten, nachdem ihm der Genuss des Lichtes gegeben worden, dem neuen Geist alle Dienste, die er in diesem Zustand irgend wünschen mag, und unterrichten ihn über die Dinge, die im anderen Leben sind, soweit er es nämlich fassen kann; ist er aber nicht von der Art, daß er unterrichtet werden will, so sehnt sich der Auferweckte aus der Gesellschaft dieser Engel hinweg; gleichwohl jedoch verlassen nicht die Engel ihn, sondern er trennt sich von ihnen; denn die Engel lieben einen jeden und wünschen nichts sehnlicher, als Dienste zu leisten, zu unterrichten und in den Himmel zu erheben; darin besteht ihr größtes Vergnügen. Trennt sich nun der Geist auf diese Weise, so wird er von guten Geistern aufgenommen, und wenn er in ihrer Gemeinschaft ist, so werden ihm auch alle Dienste geleistet; ist aber sein Leben in der Welt so beschaffen gewesen, daß er in der Gesellschaft der Guten nicht sein konnte, so sehnt er sich auch von diesen weg …(…)

Allein dieser Anfang des Lebens des Menschen nach dem Tode währt nicht länger als einige Tage; wie er aber nachher von einem Zustand in den anderen und zuletzt entweder in den Himmel oder in die Hölle geführt wird, soll im Folgenden gesagt werden; auch dies ist mir durch viele Erfahrung zu wissen gegeben worden. (…)

vitruvianischer-menschDass der Geist des Menschen nach der Trennung vom Körper Mensch ist und in derselben Gestalt, ist mir durch tägliche Erfahrung vieler Jahre zur unleugbaren Wahrheit geworden; denn ich habe sie tausendmal gesehen, gehört und mit ihnen gesprochen, auch darüber, daß die Menschen in der Welt nicht glauben, daß sie so beschaffen sind, und daß diejenigen, die es glauben, von den Gebildeten für einfältig gehalten werden; es tat den Geistern herzlich leid, daß noch eine solche Unwissenheit auf dem Erdkreis und besonders innerhalb der Kirche fortbesteht … (…)

DSCN2518Dass der Mensch nach dem Tode seine Liebe oder sein Wille ist, ist mir durch vielfältige Erfahrung gewiss geworden. Der gesamte Himmel ist in Gesellschaften abgeteilt je nach den Unterschieden des Guten der Liebe, und jeglicher Geist, der in den Himmel erhoben und ein Engel wird, wird zu der Gesellschaft geführt, in der seine Liebe ist, und wenn er dahin kommt, ist er da gleichsam heimisch und wie in dem Haus, in dem er sozusagen geboren wurde: dies wird der Engel inne und gesellt sich hier zu seinesgleichen; geht er von da weg und kommt anderswohin, so fühlt er fortwährend ein Widerstreben und einen Zug der Sehnsucht, zu seinesgleichen, somit zu seiner herrschenden Liebe zurückzukehren; in dieser Weise geschehen die Zusammengesellungen im Himmel; ebenso in der Hölle …

 

 

 

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