Unser Ballast

William Brugh Joy (1939-2009), der hier wieder einmal zitiert wird, wollte wie viele das Jetzt leben und schärfte seinen Schülerinnen und Schülern ein, jeden Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft zu verbannen. Was aus der Vergangenheit mitgeschleppt werde, entstelle den Jetzt-Moment. 

Er schreibt:

Frühere Traumata, frühere Verletzungen, frühere Schuldgefühle, frühere Realitätswahrnehmungen — besonders jene aus der Kindheit —, frühere Anschauungen, all das ist in den Erinnerungsmechanismen unseres Bewusstseins gespeichert, und wir lassen es geschehen, dass sie dauernd unsere Bewusstheit des Augenblicks überlagern. … Man beginnt am besten damit, sie aller Bedeutung zu entkleiden. Schließlich — weil das Bewusstsein sie nicht mehr mit Energie auflädt — schrumpfen sie dahin. Sie verlieren ihr Gewicht, und es gibt nichts mehr herumzuschleppen.

CIMG0599Dann müsse es wie bei den Buddhisten heißen: GEH WEITER!

Schön erklärt uns William Brugh Joy eine bekannte Erzählung aus dem Alten Testament.

Ein wunderbares Beispiel für einige dieser Tatsachen ist die alttestamentarische Geschichte von Lot und seiner Frau, wie sie die Städte Sodom und Gomorra verlassen. Metaphysisch gedeutet, repräsentieren Lot und seine Frau die essentiellen oder reinen Aspekte unserer Seinsheit. Sodom und Gomorra repräsentieren natrlich die Entstellung und Verwirrung, die von der Unwissenheit unseres gewöhnlichen Bewusstseins herrührt. Die Engel, die Lot und seiner Frau erschienen, symbolisieren die Verbindung zum höheren, natürlichen Zustand der Seinsheit. Was hatte Gott zu Lot und seinem Weibe gesagt, als die die Stadt (welche die Probleme, Schuldgefühle und Traumata symbollisiert) hinter sich ließen?

Schau nicht zurück! Schauen Sie nicht zurück. Ziehen Sie sich aus diesem Sumpf empor. Er hat nichts mit dem gegenwärtigen Augenblick zu tun und ganz gewiss nichts mit der Zukunft, solange nur Sie, Sie selbst, nicht die Vergangenheit in die Zukunft 105einpflanzen. Nun, und was passierte mit Lots Weib, als sie zurückschaute? Sie wurde in eine Salzsäule verwandelt. Sie wurde zur Gestalt vergangener Taten und vergangener Muster versteinert. Sie blieb in der Vergangenheit befangen. Das Gebot ist klar: Schau nicht zurück, nicht einmal für einen Blick in die gute alte Zeit.   

Vor zwei Jahren hatte ich bereits darüber geschrieben, und das heißt auch so: Schau nicht zurück.

 

Da war nichts zu machen: Nach meiner Reise, kurz vor Mittsommer, war ich plötzlich furchtbar deprimiert, weil genau das geschehen war, wovor ich oben gewarnt hatte: Ich wurde an meine Vergangenheit erinnert, beklagte alles, was ich nicht getan hatte und hielt mein Leben für verfehlt. (Der obige Beitrag entstand am 14. April, war längst eingeplant und konnte mir nicht helfen.) Es dauerte einige Wochen, bis ich mich davon erholte. Zum Glück. Bei manchen dauert es Monate oder Jahre.

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