Erinnerungen an Bill

Am 20. Mai ist in Florida Bill Guggenheim III. gestorben, der mit seiner damaligen Ehefrau Judy das Erfolgsbuch Hello From Heaven! schrieb. Es ist von 1997 und heute ein Klassiker. Judy und Bill erwähnten 353 Fälle (von über 3000), in denen Verstorbene sich mitteilten, was sie After-Death Communication (ADC) nannten: Nachtod-Kommunikation. (Noch eine Drei: Dies ist der 3000. manipogo-Artikel.) 

william-guggenheim-altamonte-springs-fl-obituaryBill war ein herzlicher, allen zugewandter Mensch, der zunächst mit dem Tod und dem Leben danach nichts zu tun hatte. Er war Börsenmakler. Seine Frau Judy, mit der er 3 Kinder hatte, zeigte ihm einen Fernsehbeitrag über Elisabeth Kübler-Ross, die Schweizer Forscherin. Sie stellte ein Seminar 1978 in Aussicht, und Bill rief an. Elisabeth war selber dran, Bill druckste herum und wollte nicht recht, doch sie meinte in ihrem Schweizerisch gefärbtem Englisch: »Bill, I think you should come.«

Bill Guggenheim erzählte das alles humorvoll in einer Konferenz. Er sei hingegangen, und sogar Raymond Moody trat damals, 1978, auf. Die 5 Tage des Seminars seien die intensivsten seines Lebens gewesen, sagte er, denn alle Teilnehmer hätten sich ihre Geschichten von Leid erzählt. Frau Kübler-Ross berichtete von ihrem Erlebnis, der Dame am Lift. Der Keim war gelegt. 1980 hörte Bill plötzlich eine Stimme (die seines 1947 verstorbenen Vaters), die innen drin ihm sagte: »Geh zum Swimming-Pool!« Er tat es, und im Wasser lag reglos sein Sohn, den er noch retten konnte. Bill Guggenheim machte sich an die Forschung, war aber unsicher: Würde er das schaffen? Wieder kam die väterliche Stimme: »Mach deine eigene Forschung. Schreib dein eigenes Buch! Es ist deine spirituelle Aufgabe.«

Von 1988 bis 2006 sammelten Judy und Bill 3300 Berichte von Zeugen, die Kontakte zu Verstorbenen hatten und interviewten 2000 Personen. Das nenne ich Ausdauer und Geduld: 10 Jahre forschen, dann erst das Buch schreiben! Hello From Heaven! war ein Meilenstein für die Nachtod-Berichte, wie es für die Nahtod-Forschung das Moody-Buch Life After Life war.

Die englischen Forscher, die vor 140 Jahren die Society for Psychical Research (SPR) in London gründeten, schufen freilich auch Begriffe für das Wirken Verstorbener. Sie sprachen von Death coincidences, wenn jemand sich kurz vor dem Tod noch einmal als Geist meldete, von apparitions (Erscheinungen) oder hallucinations, wenn jemand eine Stimme hörte oder sich von einem Verstorbenen berührt fühlte. Ich denke, ADC ist ein guter Begriff, um dem Feld Kontur zu geben.

lindauvogelAuf dem Nummernschild des Autos von Bill Guggenheim stand BE LOVE. Er hatte eine riesige Bibliothek (und eine schöne Website), liebte aber von allen Büchern am meisten Die Möwe Jonathan von Richard Bach, das bei manipogo zuletzt oft erwähnt wurde. In seinem Nachruf wird erwähnt, dass in dem Buch Jonathan sich von seinem Freund Sullivan trennen muss. Jonathan versucht ihn zu trösten:

Nimm die Zeit weg, und übrig bleibt nur das Jetzt. Nimm den Raum weg, und übrig bleibt nur das Hier. Also, Sullivan, glaubst du nicht, dass wir uns zwischen dem Jetzt und dem Hier des öfteren treffen werden?

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