Belegbare Fakten

Stafford Betty gilt als eine Autorität in Jenseitsfragen, und in einem Artikel hat er einmal aufgezählt, auf welche Arten unsere Welt davon profitieren könnte, an ein Weiterleben zu glauben. Daran zu glauben, muss nicht mit Weltverneinung einhergehen; man kann gut leben und lebt noch besser, wenn man weiß, dass es weitergeht, immer weiter.

Es steht ja immer der Vorwurf im Raum, wir (die wir ans Weiterleben glauben) machten uns Illusionen. Wir sind unzufrieden mit uns und dieser Welt, also erfinden wir uns eine bessere. Stafford Betty aber stellt klar:

003Wie ich es sehe, ist der Fall des Überlebens des Todes jenseits allen begründeten Zweifels bewiesen. Seine Wahrheit beruht nicht auf Wunschdenken, wie Materialisten gerne behaupten. Sie beruht auf belegbaren Fakten. Sie hängt nicht von den Lehren einer bestimmten Religion ab, wie manche religiöse Menschen gern behaupten. Sie hängt von belegbaren Fakten (evidence) ab. Sie erfordert nicht, dass wir wissenschaftliche Tatsachen ignorieren. Sie erfordert, dass man die ganze Wissenschaft betrachtet, einschließlich die neue Wissenschaft vom Bewusstsein.

Das hat der emeritierte Professor rhetorisch mustergültig behandelt, doch es wird der Sache nicht helfen. Schon vor 100 Jahren haben große britische Köpfe behauptet, das Ding sei bewiesen: ohne Effekt.Die Formulierung jenseits allen begründeten Zweifels kommt aus dem Gerichtswesen:

Bei dem Tag La bicyclette am Rhein sprach ich mit einem sympathischen Kerl (sportlich, gutaussehend, 1950 geboren!), der 40 Jahre in der Wissenschaft tätig war und lang auf mich einredete, denn die Wissenschaftler sind ja auch Missionare: Ihre Religion ist die richtige, meinen sie.

NightonEarthKaltschnäuzig sagte er mir, wir würden nach dem Tod zerfallen, und das Bewusstsein stecke im Gehirn, das wir nur noch nicht gut genug erforscht haben. Dann wies er mich noch auf ein Buch von Gerhard Roth hin, Wie das Gehirn die Seele erschafft (oder so). Da dreht es mir den Magen um. Die Leute, sagte mein Gesprächspartner, haben immer einfache Erklärungen parat, doch es gebe andere (natürliche, überprüfbare, meinte er). Dabei sind’s die Wissenschaftsgläubigen, die unsere Argumente (und Beweise) nicht anschauen wollen. Da dreht sich denen der Magen um. Wir kommen nicht zusammen.

Harald Walach hat Ende Mai in Taormina die hochkarätig besetzte Konferenz The Science of Consciousness besucht und sie eingehend geschildert. Er schrieb:

Die meisten, wenn nicht sogar alle Vorträge in dem dicht gedrängten Plenarprogramm gingen von der impliziten materialistischen Annahme aus, dass das Gehirn irgendwie das Bewusstsein produziert: »Ich bin sicher, wir sind uns alle einig, dass das Bewusstsein vom Gehirn produziert wird«, war einer der Standardsätze, die einige Redner verwendeten.

Wie würde sich unsere Welt ändern, wenn eine Mehrheit ans Leben nach dem Leben glauben würde, also an ein weiterexistierendes Bewusstsein ohne Gehirn? Der Ex-Professor zählt auf:

Unser Leben würde neuen Sinn gewinnen, denn es gehe zu einem Ziel hin, zu einer Quelle als Oberhaupt eines seelenbildenden Prozesses;
wir würden wissen, dass die früh Verstorbenen ihren Anteil am Glück haben und dass wir unsere Vorfahren wiedersehen;
wir würden nicht so sehr trauern, wenn ein Kind gestorben ist, denn wir wüssten es in guten Händen;
das Jenseits würde, wenn wir alles Wissen darüber zusammentragen, dynamisch, stimulierend und höchst positiv wirken;
das Gesetz des Karmas würde uns versichern, dass gute Taten belohnt und schlechte bestraft werden;
es würde Menschen davon abhalten, ihre Existenz um jeden Preis noch ein paar Wochen verlängern zu wollen;
Rassismus und Sexismus würden zurückgehen, denn jenseitige Seelen haben weder Geschlecht noch Hautfarbe;
unsere Welt würde spannender werden, wenn uns klar wäre, dass uns unsichtbare Geister besuchen;
und die Betonung auf die Seele würde die Selbsterkenntnis fördern und die Körperverehrung zurückgehen lassen.

Da ließ sich Stafford Betty davontreiben, doch in letzter Konsequenz kann so ein Leben aussehen, das am Jenseits gespiegelt ist und von ihm Impulse bekommt. Ich selber meine nicht, dass wir gleich dorthin müssten; aber ich frage mich, wie diese Welt besser werden kann. Schopenhauer hielt diese Welt für schlecht, Leeinzi sie für die beste aller Welten, doch gibt es keine bessere Welt als die nächste, und das steht so oft auch den Grabsteinen: Ging hinüber in ein bessere Welt, eine andere Existenz.

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