Kloster Einsiedeln

Es war ein blendender Einfall Giovannas, am zweiten Julisonntag eine Wanderung von Rapperswil am Zürichsee nach Pfäffikon SZ (SZ: Kanton Schwyz) und dann hinauf zu Kloster Einsiedeln zu unternehmen. Damit führten wir den Weg vom 25. August vergangenen Jahres weiter, als wir von einem Ort im Unterland hinunter nach Rapperswil gelaufen und da nach Kaffee und Kuchen in den Zug zurück eingestiegen waren.

Nun, fast ein Jahr später, stiegen wir da aus dem Zug und wandten uns dem Wasser zu. Erst geht man auf einem langen hölzernen Steg übers Wasser fast wie Jesus, dann geht es über den Seedamm nach Pfäffikon und dort ziemlich steil hoch nach Schindellegi und St. Meinrad. Wir kehrten ein, ein flotter Kellner aus Ostdeutschland bediente uns, und das war vor einem Jahr auch so gewesen, auf der anderen Seeseite. 

Der Zürisee, leicht im Dunst

Da ich immer noch dieses Buch schreibe, faszinieren mich immer noch Parallelen und Symmetrien, Ähnlichkeiten, Ordnungen, Systeme … und Abweichungen davon. Ich sehe ein, dass manche Fragen nicht geklärt werden müssen oder können. Etwa die Frage, ob Ordnungen oder Ordnung objektiv da sind oder ob wir sie nur sehen: Das ist eben so, unser Bewusstsein sieht seine Muster dort draußen; dort ist also, was drinnen ist, und ohne ein die Welt betrachtendes Bewusstsein (unser aller Bewusstsein) wäre vor uns nur ein Schwingen von Feldern, eine Armada von Partikeln. 

Man muss in Richtung Egg erst stetig hochsteigen, und dann wandert man um den Sihlsee herum, der erst 1937 künstlich entstanden ist. Schilf umgibt ihn und grüne Wiesen erstrecken sich auch noch eine Anhöhe hoch, und dann sehen wir von hinten, aus ungeahnter Perspektive, auf die gewaltige Anlage des Benediktinerklosters Einsiedeln. Die Klosterkirche birgt in einem metallgegürteten Raum die edle, goldgekleidete Schwarze Madonna, die Giovanna aber kaltließ; die Stukkatur riss sie jedoch zu Ausrufen wie »ein Horror in Rosa« hin.

 

Im Café Tulipan noch eine Rast.

Vom Café Tulipan sieht man das Rathaus

Immerhin sind wir ein hübsches Stück auf dem Jakobsweg marschiert, und wir könnten nächstes Jahr in Einsiedeln weiter machen und uns in Richtung Santiago de Compostela bewegen, und in 20 Jahren, mit 20 Etappen, hätten wir es geschafft. (Rechts der Jakobswegweiser.) Die Rast auf dem Pfannenstiel letztes Jahr war mir noch so ungeheuer präsent! Seitdem ist mir das Zeit-Buch zugeflogen, das ich heroisch fast zu Ende gebracht habe (Abgabe Anfang August), manipogo hat eine kleine, feine Anhängerschaft, in einem halben Jahr soll mein Roman erscheinen, und ich habe viel gelernt. Auf einer Wanderung kommt man weiter, aber das echte Weiterkommen findet im Geiste statt, und am Ende, wenn alles zusammengerechnet wird, ist es das, was zählt.

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