Die Katze und der Maler

Heute mache ich es wie Rolf Hannes, der auf futura99 eine Serie von Sufi-Geschichten hat, von denen am 12. Oktober Folge 23 lief. Ich erzähle eine Episode aus dem Fernen Osten nach, in dem es um einen Maler geht, der bei seiner Arbeit immer wieder von einer Katze besucht wird. Die Geschichte stammt aus einem Buch von Laurens van der Post, einem schier unerschöpflichen Werk: Yet To Be Someone Other(1982).

 »Der Maler Chôdensu saß an einem Werk, das den sterbenden Buddha darstellen sollte, umgeben von einer Vielzahl trauernder Tiere. So arbeitete er im Hof des Tôukuji-Tempels in Kyoto Tag für Tag an seinem großen Bild, und jeden Tag erschien eine seltsame schwarze Katze, setzte sich neben den Maler und rührte sich nicht. Chôdensu wunderte sich und dachte immer mehr über die Katze nach, und da fiel ihm auf, dass sich unter der Versammlung am Totenbett keine Katze befand; ja, er fand sogar heraus, dass auf vergleichbaren Sujets nie eine Katze vorkam.«

The Chamber of Genius (1812) von Thomas Rowlandson (1756-1827), Library of Congress

 »Der Maler hielt das für ungerecht und malte auf der Stelle eine Katze auf seine große Seidenrolle. In dem Augenblick, als die Katze auf dem Bild war, verschwand das Modell von Chôdensus Seite und kam nie wieder.«

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