Entstellte Überlebende
Die Organisation Acid Survivors in Bangladesch kümmert sich um Frauen und Kinder, die durch Säure verätzt wurden und traumatisiert sind. 3000 solcher Frauen leben im Land und wurden meist von Männern bestraft, die sie zurückgewiesen hatten – oder für Fehlverhalten zu Hause. Solche Anschläge gibt es in vielen Ländern.
Der dänische Fotograf Ken Hermann hat für sein Projekt Survivors junge Frauen und Kinder, aber auch ein paar Männer fotografiert, die mit Säure übergossen wurden. La Repubblica zeigte Mitte Oktober ein Dutzend Fotos. Man appelliert an den Voyeurismus, um auf ein soziales Problem aufmerksam zu machen. Im Westen zeigt man aus anderen Kontinenten immer nur die armen, einsam dasitzenden Opfer, und geht es um die Taten zu Hause, beschäftigt man sich nur mit dem Täter und nicht mit dem Opfer. So hält man das, was zu anstrengend wäre, von sich weg.
Die Vereinigung in Bangladesch hat eine Homepage, und seit 2003 gibt es eine ähnliche Vereinigung auch in Uganda, gegründet von Dr. Ben Khingi. Man muss ja nur Acid Survivors als Suchbegriff eingeben und findet sogar eine in Kambodscha. Hier die Seite von Pakistan. Und sogar eine deutsche Vertretung existiert, Reizwerk in Weinheim.
Ist das eine Erscheinung nur in armen Ländern? In Italien hat es auch schon Angriffe von Männern auf Frauen mit Säure gegeben, und im Mai hatte ich den Femminicidio behandelt. Es geht um Länder, in denen die Frau wenig zählt und dem Manne, wie dieser meint, untertan sein solle. Die befleckte Ehre und das verletzte männliche Ego suchen Vergeltung. Banaz! Wie hinterhältig und feige das doch ist! Denn die armen Frauen sind traumatisiert und können sich nicht mehr öffentlich zeigen. Das war das Ziel: eine Art Todesstrafe. Beim Mann entspräche dem die Kastration.
Seltsame Dinge. Unbegreiflich auch, dass vor ein paar Wochen in Iran ein Selbstmordattentäter in einer Schule eine Bombe zündete und 14 Schulkinder tötete. Was in diesen Menschen vorgeht, möchte man wissen.