Midnight in Paris

Während der Fußball-WM bot das ZDF eines Abends den Film Midnight in Paris auf, den Woody Allen 2011 drehte. Um Mitternacht nimmt eine alte Limousine den jungen Drehbuchautor Gil (Owen Wilson) mit, und in Bars lernt er Hemingway, Scott und Zelda Fitzgerald, Dalí und Picasso kennen. Ziemlich verwegen!

Aber Woody Allen blieb sich treu. Er ist und bleibt Realist und liebt die Gegenwart; und nach vielen Abenteuern entscheidet sich Gil dafür, nicht in die 1920er Jahre abzutauchen, sondern im Paris der Jetztzeit zu leben. Anscheinend ist er nicht berühmt geworden wie Hemingway, sonst würde man 2011 seinen Namen in Verbindung mit großen Werken kennen. Aber vielleicht ist das nur in seinem Universum so, und es gibt ein anderes, in dem sein Name, Gils Name, bekannt ist und Hemingway nur eine Fußnote der Literaturgeschichte.    

Gil lernt die Geliebte von Picasso und Modigliani kennen, und in einem alten Tagebuch liest er, dass das Mädchen in ihn verliebt war und es zu einer Liebesnacht kam. Die jedoch unterschlägt uns Woody Allen. Gil gibt Luis Bunuel einen Tipp für einen Film, weil er weiß, dass der Katalane diesen Film gedreht hat, aber solche Eingriffe in die Vergangenheit sind unschlüssig und unzulässig.  

Es ist natürlich ein charmanter Film. Gils geplante Hochzeit mit einer Frau, die ihn nicht versteht, platzt, und er lernt eine junge Pariserin kennen, die auf einem Flohmarkt Cole-Porter-Platten verkauft. Eine Liebeserklärung an Paris ist es, eine Liebeserklärung an die Gegenwart auch, und registrieren wir, dass der Meister einen geradezu metaphysischen Ausflug in die Vergangenheit eingebaut hat und uns damit ein weiteres Mal zu überraschen vermochte.  

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