Der Audio-Guide
Sogar im Baggermuseum bieten sie an der Rezeption Audio-Guides an. Kann man auch lesen? fragte ich. Man konnte. Auch für den Ort Laufenburg kann man sich »Guides« ausborgen und in allen Museen sowieso. Ist doch so praktisch: Man erfährt alles, geht herum und wird/geht bereichert davon. Ich aber nehme nie einen Audio-Guide.
Der Audio-Guide ist zwar sinnvoll, aber wenn ich mit Freunden ins Museum gehe, schließt er sie vor mir ab und mich vor ihnen. Wir sind plötzlich (wie Anfang Januar in Berlin im Schloss Charlottenburg) vier eigene Universen. Wir können uns nicht mehr über das austauschen, was wir sehen; meine Freunde sind nur noch optisch da, nicht mehr geistig. Sie reagieren nicht mehr, weil sie beschallt werden.(Rechts Chiara und Fabiano, andächtig lauschend in Berlin.)
Der Audio-Guide ist mittlerweile in Museen Standard. So können auch Fremdsprachige alles erfahren, als führte sie ein Landsmann umher. (Oft sind die Tafeln ja nur auf Deutsch.) Ist ja okay. Ich aber, ich will lieber die Aufschriften entziffern und verträumt dahinwandern.
Die schönsten Stunden in Museen waren die, in denen ich alleine durch Räume strich. Es konnte auch ein kleines Museum sein wie das naturgeschichtliche oder das der modernen Kunst gewidmete in St. Gallen. Mit dem Kopfhörer auf den Ohren kann man zwar auch allein sein, man schließt sich ab, doch die Stimme fräst sich ins Gehirn und bringt die eigenen Gedanken zum Schweigen. Das meine ich mit meiner stetigen Warnung vor der Technik, die sich ins Leben einschleicht, hier durch die Gehörgänge.
Im Museum will ich schauen, nicht hören. Es ist ja nicht so, dass mir dabei geniale Gedanken kämen, aber ich genieße den Zustand des meditativen Dahingehens, des Mich-Verlierens an ein Objekt, ein Bild, einen Raum. Dass es manchmal so wunderbar still ist, wenn keine anderen Besucher stören, das liebe ich.
Wie kannst du diese Segnungen der Technik verschmähen? Du willst doch auch alles wissen? könnte man fragen. Ich will nicht alles wissen. Das alles ist zumeist Geschwätz (schaut euch die ausufernden Wikipedia-Einträge an). Mit dem Audio-Guide hat man das Museum seiner Stille beraubt. Oder: Die Stille in den Museen ist eine Lüge. Es lärmt in den Ohren der Zuhörer, die man zu Zombies degradiert hat.