Alex Imich, späte Erinnerung

Am 4. Februar 2014 hatte ich Alexander Imich auf manipogo zu seinem 111. Geburtstag gratuliert. Er war der älteste Parapsychologe der Welt und auch im hohen Alter immer noch aktiv. Nun stieß ich wieder auf seinen Namen und stellte zu meiner Betrübnis fest, dass er heute vor zwei Jahren gestorben ist. Bei seinem Tod war er der älteste Mensch der Welt, aber seinen 111. hat er nicht lange überlebt.

Bei solch einem Alter sollte man jeden Monat nachsehen, ob jemand noch unter den Lebenden weilt. Nun bleibt natürlich nicht viel mehr nachzutragen zu dem, was ich am 4. Februar vor zwei Jahren schrieb. Mit 106 Jahren gründete er noch eine parapsychologische Vereinigung und gab später, wie die englischsprachige Wikipedia erwähnt, seinen Nachlass der Universität von Manitoba (am Lake Manitoba, in dem der sagenhafte Manipogo gesichtet worden sein soll). Er schwor darauf, möglichst wenig zu essen und führte sein hohes Alter darauf zurück. Natürlich rauchte er nicht und trank nur ab und an ein Glas Wein. Wikipedia schreibt, er sei am 8. Januar 2014 um 9.03 Uhr morgens »aus natürlichen Gründen« gestorben. Altersschwäche, wo gibt es das noch?

Nach Imich war Sakari Momoi aus Japan der älteste Mensch der Erde, der einen Tag nach Alex geboren wurde. Ein Jahr lang, bis zu seinem Tod am 5. Juli 2015 mit 112 Jahren war er der Älteste. Ihm folgte bis zum 19. Januar dieses Jahres Yasutaro Koide (geboren am 13. März 1903). Wikipedia nennt nun als den ältesten männlichen Erdenbürger Yisrael Kristal, geboren am 15. September 1903. Er könnte es bis zum 113. schaffen. Er sah 1914 höchstpersönlich Kaiser Franz Joseph im Auto vorbeifahren. Wie Imich wurde er in Polen geboren, zog 1950 nach Israel und war in der Süßwarenproduktion tätig. Und da wir bei der Statistik sind: Der älteste Mann überhaupt durfte seinen 116. Geburtstag feiern, Jiroemon Kimura (1897-2013).

Die Liste der ältesten Frauen jemals nennt an der Spitze Jeanne Calment (1875-1997), die 122 Jahre alt wurde. Sarah Knauss wurde 119, drei andere 117. Auf Platz 8 finden wir Susanna Mushatt Jones, deren Name grün unterlegt und mit dem Adjektiv »living« gekennzeichnet ist. Geboren am 6. Juli 1899, sieht die US-Amerikanerin ihrem 117. Geburtstag entgegen. Die meisten ermüden weitaus früher.

028Duilio Ferrucci, der padrone des Hotels Miramare in Santa Marinella, der mir zum väterlichen Freund geworden war, gestand mir, als er 88 geworden war, dass er gern noch 15 Jahre drauflegen würde. Dann verging ein Jahr, ich rief wieder an, niemand nahm ab, bei den carabinieri gegenüber hieß es, Duilio sei krank, das Hotel schon länger geschlossen. Irgendwann gab ich dann seinen Namen ein und stieß auf seinen Nachruf. Duilio, der humorvolle, standhafte Toskaner, war im Juli 2015 gestorben und damit auch meine Liebesaffäre mit Santa Marinella. Es wird ihn nicht stören, wenn ich hier sein Bild veröffentliche. Zwei Friedhofsmitarbeiter schrien ja von unten herauf, nein, fotografieren dürfe man hier nicht, aber mir war es egal. Ich hoffe sehr, Duilio meldet sich einmal in einem Traum bei mir und sagt, dass es ihm gut geht. In einem Roman, den ich gerade schreibe, hat er seinen Platz.

025DSCN4495Etwas neben seiner Grabstätte auf dem Friedhof von Santa Marinella finden wir das Bild von Armando Padelletti, von dem mir Duilio viel erzählte. Die beiden waren befreundet, und nach diesem frühen italienischen Umweltschützer ist mein Lieblingsplatz in der kleinen Stadt benannt, der zauberhafte Largo Padelletti.

Vergessen wir nicht: Es gibt eine Menge zu tun. Viele Pläne helfen (Zu viele Pläne machen nervös, allzu viele wahnsinnig.).Das richtige Maß ist wichtig, das wussten schon die Griechen. So schreibt Robert Musil im Mann ohne Eigenschaften über ein Land, in dem man vor dem Ersten Weltkrieg, als unsere alten Protagonisten geboren wurden, gut leben konnte: über die österreichisch-ungarische Monarchie, die er »Kakanien« nennt: »Natürlich rollten auf diesen Straßen auch Automobile; aber nicht zuviel Automobile! Man bereitete die Eroberung der Luft vor, auch hier; aber nicht zu intensiv. Man ließ hie und da ein Schiff nach Südamerika oder Ostasien fahren; aber nicht zu oft. … Man entfaltete Luxus; aber beileibe nicht so überfeinert wie die Franzosen. Man trieb Sport; aber nicht so närrisch wie die Angelsachsen.«

Und wenn man trotzdem unglücklich ist (wie ich bisweilen), dann muss man eben mit der Vergangenheit abschließen und jeden Tag ein neues Kapitel öffnen. Konfuzius spricht: »Wenn du dein Leben ändern kannst, tu es jeden Tag!« Eine andere Meinung besagt, wenn man mit sich uneins sei, fühle man sich auch verkehrt in der Welt. In sich Ordnung schaffen, dann heilt der Rest von alleine. Oder andersherum: Sich ein Ambiente schaffen, in dem wieder mehr möglich wird, dann kommt man seinem inneren Menschen auch wieder näher.

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.