Der Meteorit von Ensisheim
Am 7. November 1492 fiel aus dem Himmel ein 130 Kilogramm schwerer Gesteinsbrocken und bohrte sich in ein Feld bei Ensisheim im Elsaß. Die restliche Kugel, die noch 55 Kilo wiegt, ist im dortigen Stadtmuseum zu bestaunen. Nach meiner Auffahrt auf den Grand Ballon bin ich hin.
Auch Goethe war in der Stadt. In Dichtung und Wahrheit schrieb er:
In Ensisheim sahen wir den ungeheuren Aërolithen in der Kirche aufgehangen und spotteten, der Zweifelsucht jenere Zeit gemäss, über die Leichtgläubigkeit der Menschen, nicht vorahnend, dass dergleichen luftgeborene Wesen, wo nicht auf unsern eigenen Acker herabfalln, doch wenigstens in unsern Kabinetten sollten verwahrt werden.
Aërolith ist ein schöner Begriff. Und Leichtgläubigkeit, na ja, man hielt den Meteoriten für ein Zeichen des Himmels und brachte ihn mit Kolumbus‘ Entdeckung Amerikas in Verbindung. In Spanien endete das Jahr 1492 mit der Reconquista – die Moslems wurden von der Halbinsel vertrieben – und mit dem Alhambra-Edikt, das die Juden ausstieß. 1492 war jedenfalls ein bedeutsames Jahr, und der Brocken fiel in jenem Jahr vom Himmel, nicht 1491 oder 1493. Kolumbus sieht man auf einer Wandmalerei in Ensisheim (ich entnahm es meinem manipogo-Bericht über Murales).
Sebastian Brant, Professor für lateinische Literatur in Basel, verfasste nach dem Ereignis die erste Flugschrift und versuchte, den österreichischen König Maximilian zum Krieg gegen Frankreich zu bewegen. Am 26. November, etwa drei Wochen nach dem Absturz des Brockens, zog Maximilian gegen Frankreich, bestrachtete sich in Ensisheim das Gestein, zog weiter und verleibte seinem Herrschaftsgebiet das Artois und die Franche-Comté ein.
Seit 1431 war Ensisheim die Hauptstadt der Habsburgischen Vorlande. Von ihr aus wurden die Besitztümer der Österreicher im Elsass und am Rhein verwaltet. 200 Jahre lang war die Stadt mächtig, doch im Dreißigjährigen Krieg wurde sie sieben Mal geplündert und zerstört, wovon sie sich nicht mehr erholte. Heute hat sie 7300 Einwohner und noch eine Menge Charme.
Der Aërolith hing wohl 300 Jahre in der Kirche, dann holten ihn die Revolutionäre und brachten ihn 1791 in Colmar unter. 1804 kam er wieder zurück.Am Ende des Hefts L’Histoire d’une meteorite, im Museum zu erwerben (geöffnet nachmittags von 14 bis 18 Uhr in der Stadtverwaltung am Kirchplatz), sind die 155 Stellen in der ganzen Welt aufgeführt, die Bruchstücke des Meteoriten bekommen haben – von den 0,064 Gramm für die Collection Blosser in Ensisheim bis zu den 8,3 Kilogramm, die sich das Pariser Museum der Naturgeschichte abzweigte.
am 1. September 2016 um 00:16 Uhr.
Hallo Manfred,
wann ist der Aerolith gepurzelt?
In der ersten Zeile schreibst Du 1402.
Kleiner Tippfehler?
Sorry für meine Kleinlichkeit. 😉
Ansonsten schöner Blog, interessante Geschichten
Viele Grüße von Deiner ehemaligen Nachbarin
am 1. September 2016 um 21:20 Uhr.
Hallo Ute! Hast schon recht, da hatte ich mich verschrieben und habe es korrigiert. Danke sehr, ist schon wichtig. Irgendwie … ich ahne, wer du bist, und wenn du die bist, die ich denke, die du bist, dann habe ich mich erst gestern mit Anneliese über dich unterhalten (mir fiel mal wieder die Kelten-Gruppe ein), und sie sagt, sie trifft dich manchmal in Staufen. … Da bin ich auch oft, meine Mutter ist in der AWO am Bahnhof. Jedenfalls: schöne Koinzidenz, danke und viele Grüße ciao Manfred.
am 12. September 2016 um 22:38 Uhr.
Hallo Manfred,
ja Du liegst schon richtig. Aber dass Ihr Euch noch über mich unterhaltet, obwohl ich schon 20 Jahre nicht mehr da wohne….
🙂 Ich muss ja einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben 😉
Na, wenn Du viel in Staufen bist, bin ich zuversichtlich, dass wir uns mal begegnen.
Ich arbeite inzwischen auch dort.
Die Keltenfreunde gibt es auch noch immer, allerdings unter anderem Namen.
All Schaltjahr gehe ich mal zu einer Veranstaltung.
Dann sage ich jetzt einfach mal, bis die Tage…
Und viele Grüße