Elfriede hilft

Dass Dante aus dem Jenseits seinem Sohn half, die letzten Seiten seiner Göttlichen Komödie zu finden, habe ich mal beschrieben. Es gibt auch Geister, die ihren Hinterbliebenen finanziell helfen. Endlich mal was Konkretes.

J. Bernard Hutton war 1911 in Tschechien geboren und lebte später lange in Berlin. Er hatte eine Hauslehrerin oder Gouvernante, Miss Arnold, die er sehr liebte. In seinem Buch On the Other Side of Reality (1970) schildert er, wie er Ende 1923 erfuhr, dass sie nicht mehr kommen würde; sie müsse einen Kursus in Diplomatie des britischen Außenministeriums besuchen.

Bernard war damals 12 und sagte seiner Lehrerin, er wisse nicht, was er ohne sie anfangen solle. Sie erwiderte, dass sie ihn auch gernhätte und sagte: »Du musst die Tatsache akzeptieren, dass wir uns, nachdem ich Berlin verlassen habe, nie wieder lebend sehen werden.« Das muss sie erklären. Fräulein Arnold hatte manchmal Visionen, und sie sah ihren Chef mit dem Angebot am 18. Februar, sah sich aber auch plötzlich sechs Monate später am 24. August, sterben. Es sei zweifellos so, dass sich alles so abspielen werde.

»Es ist nicht schrecklich, Joe, so ist eben das Schicksal.« Es ist klar. Was kann man tun? Man kann ans Ende der Welt fliehen, aber irgendwo wird einen der Tod am 24. August erwischen. Kismet. Man fügt sich drein. Hutton schrieb: »Es passierte genau so,  wie Fräulein Arnold vorausgesehen hatte.« Ihr Vater rief am 25. August an und sagte, Elfriede sei am 24. August 1924 plötzlich verstorben, Blinddarmdurchbruch.

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Einige Monate später, im Januar 1925, hörte Bernard in seinem Zimmer Fräulein Arnolds Stimme. Draußen schneite es ausgiebig. Sie saß, wo sie immer gesessen hatte und trug ein gelbes Kleid mit fröhlichen Blumen darauf, das er nicht kannte. Sie half ihm bei einer Mathematik-Aufgabe, und dann kam seine Mutter herein, die ebenfalls Geister sehen konnte. »Elfriede! Wie schön, Sie zu sehen!«

Elfriede erklärte, man habe ihr eine Überdosis Morphium gegeben, weil sie Beziehungen zu einem angeblichen Spion unterhielt. Nachforschungen wurden gestoppt, ihr Körper verbrannt. Dann fiel ihr etwas ein. Sie bat Bernards Mutter: »Sagen Sie meinem Vater, Sie hätten sich plötzlich an eine Versicherungspolice im Wert von fünftausend Mark erinnert. Meine Eltern wissen nichts davon. Die Police ist im dritten Band von Practical Knowledge. Meine Bücher sind nicht durchsucht worden. Sie sollen die Police präsentieren und das Geld verlangen.«

Auch das wurde wahr. Herr Arnold erfuhr die Nachricht über das Telefon und fand die Police in dem angegebenen Buch. Das Geld konnte noch rechtzeitig reklamiert werden, und so hatte Elfriede aus dem Jenseits ihren armen Eltern geholfen.

(S. 107-118 She Knew She Would Die)  

 

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