Nix mehr Boneshaker
Wir feiern »the next generation of riders marking magic miles of their own«, schrieb das Boneshaker Magazine zu seiner Ausgabe #19. Nun schreiben Mike, Chris, Owain und James, die nächste und 20. sei die letzte Ausgabe. Schluss nach acht Jahren und 1500 Seiten.Die vier Macher schreiben, sie wollten etwas »jenseits des Zeitschriftengeschäfts« veranstalten, darüber hinausgehen. Es sei eine »bittersüße« Ankündigung. »Wir haben die Reise bislang geliebt. … Danke euch allen, die ihr mit uns die Begeisterung für die mystische Schönheit des Lebens auf zwei Rädern geteilt habt.«
»Wir hören nicht auf, wir entwickeln uns. Bald kommen wir mit etwas Anderem zurück. Haltet die Ohren offen.« Und diejenigen, die zur Zeitschrift beigetragen haben, bekamen eine Mail mit den Worten »Danke, dass du dabei warst – es wird eine legendäre letzte Ausgabe. Big Boneshaker Love and happy tailwinds … Mike, Chris, Owan & James, The Boneshaker Team.«
Sie wünschen also glücklichen Rückenwind. Boneshaker heißt übersetzt Knochenschüttler; es gibt in Deutschland eine Zeitschrift dieses Namens, die dieses Jahr sogar Radsport furios rezensierte. Es ist das Magazin des Vereins Historische Fahrräder. Den Boneshaker kenn ich gar nicht; nach der Homepage zu urteilen, war er eine niveauvolle, edel gemachte und Begeisterung weckende Zeitschrift.
Ich hatte ihr mal geschrieben, weil ich eine Drais-Hymne ins Englische übersetzt hatte. Die Redakteure, die in Bristol ansässig sind, waren gleich interessiert, was draus geworden ist, weiß ich nicht, aber ich konnte ihnen einen Profi-Fotografen empfehlen, der in Karlsruhe beim Treffen 200 Jahre Drais tolle Aufnahmen gemacht hatte. I like your style, schrieb einer zurück (ich hatte ihnen nur die Kontaktdaten übermittelt).
Schon aus diesem kurzen Mail-Wechsel ging hervor, dass es sich da um Burschen mit Liebe zum Rad handelte, die spontan reagierten und an der Sache interessiert waren. Ich bin ja jung geblieben und hasse nichts mehr als Hierarchie im Journalismus und die Arroganz von Chefredakteuren. Ich liebe die Fahrrad-Szene, wo sie sich noch den Charme und den Spirit bewahrt hat, den frühe Surfer und Rockmusiker hatten, die signalisierten: Wir sind anders, wir gehören zusammen, und bei uns gibt’s keine Chefs!
Die Szene hat sich diversifiziert (wie alles), es gibt eine Zeitschrift, die Downhill heißt und mehrere Mountain-Bike-Zeitschriften, und da viel Geld mitspielt, ist das, was früher Spaß war, nun Edel-Konsum. Wie bei der Rockmusik ist die Wirtschaft auf den Zug aufgesprungen und beutet die schönen Ideale der jungen wilden Radler aus. Das Geld zerfrisst alles; es gibt kein richtiges Leben im falschen (Adorno).