St. Patrick’s Day
Heute feiern die Iren den St. Patrick’s Day. Der Missionar soll am 17. März 461 gestorben sein und in Irland etliche Wunder vollbracht haben. Er brachte den Katholizismus nach Irland, und 150 Jahre später zogen seine Landsleute Columban und Gallus durch Süddeutschland und bekämpften die Heiden.
Auch hier in der Nähe sind sie durchgekommen auf dem Weg zum Bodensee; die Kirche in Pfaffenweiler ist Columban gewidmet. In Arbon am See wurde Gallus krank, und um 610 ließ er sich im Tal der Steinach nieder und wurde zum Gründer der Stadt St. Gallen.(Rechts: am See bei Arbon)
In jenem Jahr soll Mohammed der Erzengel Gabriel erschienen sein und ihm befohlen haben: Trag vor! Der Koran wurde Mohammed in den folgenden 22 Jahren (bis 632) geoffenbart. Mohammed kämpfte gegen den Polytheismus, wie Gallus und Patrick gegen die Überzeugungen der Heiden kämpften. Der Glaube an den Einen Gott wurde im Osten und Westen durchgesetzt. Die Moslems eroberten die Iberische Halbinsel und kamen zu einer kulturellen Blüte. Doch man muss sagen, dass sie damals toleranter waren als die Christen später im Mittelalter.
Später: die Kreuzzüge. Die Christen wollten Jerusalem befreien, und dazu gehörten Massaker und Greueltaten, begangen von total überzeugten Soldaten. Sie waren im Recht, meinten sie. Dies gab ihnen auch das Recht, im Zuge der Durchführung ihrer Aufgabe zu töten, meinten sie. Der Fanatismus, die Verblendung, der Irrsinn gehörten immer zum Hegemonie-Anspruch der großen Religionen.
Auch die heutigen Einzeltäter wie der Killer von Christchurch sind fanatisch, verblendet und wahnsinnig. Irgendwie spielt sich da ein nicht erklärter Krieg ab. Da gibt es Schläfer, die sich als Soldaten sehen und Zeichen setzen wollen: die islamistischen Fundamentalisten wie die weißen Suprematisten. Die einen antworten auf die anderen, und die Täter sind bereit, in den Tod zu gehen. Was wollen sie denn? Es sind verzweifelte Taten von Leuten, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Niemand wird die Struktur dieser Gesellschaft aushebeln.
Doch sie reden sich die Größe ihrer »Aufgabe« ein. Beide Gruppen wollen die Ungläubigen, wollen die Fremden vom Erdboden vertilgen. Und beide treibt ein übergeordnetes egoistisches Ziel an: Die Islamisten denken an Sätze im Koran, die den Märtyrern in Glaubenskrieg das Paradies versprechen, die Suprematisten glauben an eine höhere Existenz im Internet, sie wollen aufrütteln und ihr Ego mit einer ultimativen Tat unsterblich machen. Beides ist vom Wahnsinn getragen.
Beide sehen sich als Instrumente einer größeren Idee und putschen sich auf im Gedanken an eine unsterblich machende blindwütige Tat. Nun ernten wir die Früchte des grassierenden Kommunikationswahns. Wir haben nicht bedacht, dass einige nur das rezipieren, was zu ihren Überzeugungen passt. Mitschuldig sind all jene, die leichtfertig rassistische Parolen in die Welt geblasen haben, um sich wichtig zu machen.
Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter, die Zivilbevölkerung ist Geisel derer, die im Verborgenen Waffen horten und aufs Losschlagen warten. Hätten wir nicht Heiden bleiben können mit vielen Göttern, statt uns von den großen Ideen ersticken zu lassen − sei es Kommunismus, Nationalsozialismus, Chauvinismus, der Eine Gott −, die anscheinend zum Totalen führen, zum Totalitären, zum riesengroßen Überwahn.