500 Euro
Die Bild-Zeitung wendet sich gern an Rentner und Pensionäre, weil die geldbewusst sind und Geld haben. Doch dann ließ sie einmal Ende Juli Frauen zu Wort kommen, die über nur 500 oder 600 Euro Rente verfügen, obwohl sie 40 Jahre gearbeitet haben. Der Durchschnitt der Renten beträgt 900 Euro, das ist wenig. Viele haben 3000 Euro, dafür viele auch nur 500. Damit kann man in diesem Land nicht leben.
Auch viele Engländer sind nach Spanien ausgewandert, weil das Leben in ihrem Heimatland ihnen zu teuer wurde. Irgendetwas stimmt da nicht. Brecht schrieb einmal vom Geschmeiß der Ausbeuter … das es heute nicht mehr gibt. Aber eine Kluft zwischen Gutverdienern und Wenigverdienern gibt es, und die Skala ist nach oben und nach unten hin offen. Ich bekomme auch nur höchstens 600 Euro Rente, aber ich habe nur 12 oder 13 Jahre gearbeitet; das ist gerecht. Andere haben ihr Leben lang und oft schwer gearbeitet und bleiben trotzdem auf der Strecke.
Fußballspieler und Manager aus Dax-Firmen brauchen Vermögensverwalter, denn die Millionen müssen angelegt werden. Sebastian Vettel, 31, Rennfahrer, hat heimlich seine Liebe geheiratet und erklärt sich als »zufrieden«. Wir gönnen es ihm; niemand soll verurteilt werden, weil er zufällig 100 Millionen auf der hohen Kante hat. Das Geld kommt von den Fans, die den Formel-I-Rennsport anbeten.
Doch verurteilen müssen wir das Schweigen über die monströsen Unterschiede: Die einen, die nicht wissen wohin mit ihrer vielen Kohle; die armen Rentnerinnen, die sich mit 800 Euro durchschlagen müssen. Das ist unsere gerechte, moderne Gesellschaft mit GPS und Smartphones und Künstlicher Intelligenz? Leute, da läuft etwas verteufelt schief! Dieser Automatismus ist irre: 100 Millionen für einen britischen Stürmer vor zehn Jahren, 200 Millionen für einen Brasilianer vor zwei Jahren, und nun redet man schon von 300 Millionen für … einen Kicker, einen 24-Jährigen, der einen Ball gut bewegen und schießen kann. Fußball ist nur Zeitvertreib. Er bereichert kaum geistig und materiell nur ein paar hundert Sportler und Manager, und das nicht zu knapp. Wollt ihr nicht den Fußball boykottieren, Leute?
Und alles andere boykottieren solltet ihr, einfach nicht mehr mitmachen, dem System kein Geld mehr geben, damit sich ein paar bereichern. Alles ist so rational verrückt. Das meiste in unserer Welt ist leeres Treiben, die meisten üben Bullshit-Jobs aus und werden golden dafür bezahlt. Irgendwie wiederholt sich alles. Vor 200 Jahren existierten für den Philosophen Frauen und arme Leute nicht. Auch heute redet man nur am Rande davon, weil es unsexy ist.
Dabei erwähnen wir gar nicht die Millionen bettelarmer Menschen in armen Ländern, die wir vor 100 Jahren ausgesaugt haben und immer noch aussaugen. Und machen sich auch Tausende auf den langen Marsch, um an die Fressnäpfe zu kommen, stoppt man sie, verteufelt sie, und ein »Suprematist« killt sie, weil er eine Invasion befürchtet. Die Reichen verteidigen ihr Terrain, und das Weltklima haben sie mit ihrer Gier auch unrettbar beschädigt, und das alles sind nur Vorboten großer Verwerfungen, die in den nächsten Jahrzehnten unsere Welt betreffen werden, und nur deshalb, weil der Mensch (wie bereits gesagt: der Mann) egoistisch, hartherzig und besitzgierig ist.