Der 1. September 1939

Deutschland und die Weltöffentlichkeit erfuhren von dem Angriff auf Polen durch Hitlers Rede, die er am 1. September um 10 Uhr vormittags vor dem telegrafisch einberufenen Reichstag hielt. Darin versuchte der Aggressor, den Überfall als Polizeiaktion darzustellen. Das Wort Krieg wurde peinlich vermieden.

Der Befehl, der den zweiten Weltkrieg entfesselte, erging in Berlin am 31. August 1939 um 12.40 Uhr in 8 Ausfertigungen. Unterzeichner: der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht. OKW/WFA 470/39. Geheime Kommandosache. Chef Sache.

Weisung Nr. 1 für die Kriegsführung.

1 Nachdem alle politischen Möglichkeiten erschöpft sind, um auf friedlichem Wege eine für Deutschland unerträgliche Lage an seiner Ostgrenze zu beseitigen, habe ich mich zur gewaltsamen Lösung entschlossen.

2 Der Angriff auf Polen ist nach den für den Fall Weiß getroffenen Vorbereitungen zu führen mit den Abänderungen, die sich beim Heer durch den inzwischen fast vollendeten Aufmarsch ergeben.
Aufgabenverteilung und Operationsziel bleiben unverändert.
Angriffstag: 1. 9. 39
Angriffszeit: 4:45
Diese Zeit gilt auch für die Unternehmungen Gdingen – Danziger Bucht und Brücke Dirschau.

3 Im Westen kommt es darauf an, die Verantwortung für die Eröffnung von Feindseligkeiten eindeutig England und Frankreich zu überlassen. Geringfügigen Grenzverletzungen ist zunächst rein örtlich gegenüber zu treten.
Die von uns Holland, Belgien, Luxemburg und der Schweiz zugesicherte Neutralität ist peinlich zu achten.
Zur See gilt das gleiche für alle kriegerischen und als solche zu deutenden Handlungen.
(…)

Adolf Hitler

 

In seiner Ansprache bellte der »Führer«: »Seit 4 Uhr 45 wird zurückgeschossen.« Man reagiere auf polnische Provokationen. Alfred Naujocks, von 1931 bis 1944 Mitglied der SS, gestand später unter Eid, am 10. August 1939 habe ihm Heydrich, Chef der Sipo und der SS, befohlen, einen Anschlag auf die Station Gleiwitz zu verüben und so zu tun, als seien es Polen gewesen. Um 4 Uhr 50 meldete Major Sucharski dem Kommando der polnischen Kriegsmarine in Gdynia:

Um 4 Uhr 45 hat der Panzerkreuzer »Schleswig-Holstein« das Feuer gegen die Westerplatte aus allen Rohren eröffnet. Die Beschießung dauert an.

Es begann mit einer dicken Lüge und endete mit dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte und dem Ruin Deutschlands. Hitler hatte immer betont, dass nur der Sieg zähle; der Sieger diktiere die Regeln und schreibe später die Geschichte. Man setzte sich über sätmliche Regeln hinweg und verdrehte sie, machte Unschuldige zu Tätern und dadurch schuldig. Recht wurde gebrochen, ein Ehrenwort galt nichts mehr, für den Antichristen mit seiner umgedrehten Swastika galt von allem sein böses Gegenteil. Die Hölle wurde auf Erden errichtet. Der Nationalsozialismus war eine Offensive von zu kurz gekommenen Primitivlingen gegen den Geist, eine Frontalattacke auf die Zivilisation, nicht ungeschickt verpackt als historische Mission, an die Millionen dumme Deutsche glaubten (auch nicht so dumme wie Martin Heidegger).

Auch 80 Jahre danach überkommt einen Scham darüber, wie in der Wannsee-Konferenz etwas Undenkbares – die maschinenmäßige Vernichtung eines ganzen Volkes – in Umlauf kam, bedacht und gebilligt wurde. Hitler alleine konnte die Juden nicht ausrotten. Ein Heer von verblendeten herzlosen Bürokraten überlegte, wie der Plan des verehrten Führers umzusetzen sei. Die schlimmsten Lager errichtete man in Polen, und fast scheint es, als sei Polen zu diesem Zweck erobert worden. Hitler gab seinem Plan in allem Priorität, und seine pathologisch devoten Gefolgsleute mobilisierten alles vorhandene Know-How, um dem Führer melden zu können: Auftrag erfüllt.

50 Millionen Menschen starben im Zweiten Weltkrieg, und 6 Millionen Juden wurden vergast und verbrannt. Auch heute noch fragt man sich fassungslos: weshalb?

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.