Ich/dort
Michael Tymn schrieb in seinem neuesten Blog-Beitrag über die Frage: Verlieren wir im Jenseits unsere Identität? Gehen wir in das große Ganze ein, vereinigen wir uns mit der Schöpferkraft und lösen uns auf im Nichts? Damit will manipogo den November abschließen, auch wenn noch einige Fragen offen bleiben – vielleicht bis zuletzt.
Der auf Hawaii lebende Parapsychologe Tymn bietet viele Zeugen auf, die alle bekunden, dass wir nicht unsere Identität verlieren. Mit allem, was wir sind, gehen wir hinüber. Silver Birch (Silberbirke) sagte dazu dem englischen Journalisten Maurice Barbanell, der ihn channelte:
Das letzte Ziel ist nicht das Erreichen von Nirwana. Jeder spirituelle Fortschritt richtet sich auf das Verstärken der Individualität. Du wirst nicht weniger ein Individuum, du wirst mehr ein Individuum. Du entwickelst versteckte Talente, du erwirbst größeres Wissen, und so wird eine unendliche Entwicklung erzielt. Perfektion wird es niemals geben, aber das dauernde Streben nach ihr. Du verlierst dich nie. Was dir gelingt, ist, dich zu finden. … Deine Individualität verschwindet nicht in einem Meer des großen Bewusstseins, aber jene Tiefe des Ozeans wird in deine Individualität eingeschlossen.
Wir wissen freilich nicht, wie es aussieht, wenn der Geist sich in höhere Sphären entfernt, näher hin zur Quelle. (Ab einer gewissen Entfernung ist Kommunikation nicht mehr möglich.) Vielleicht will er dann wirklich aufgehen in ihr? Wir sind vielleicht besorgt, dass unsere ach so kostbare Persönlichkeit verlorengehen könnte; die Buddhisten sehen es anders. Sie wollen schon im Diesseits ihr Ego abstreifen, das sie als Hindernis ansehen. Wenn man für andere da ist, tut man das auf selbstlose Weise. Dann zähle ich nicht mehr; ich stelle mich in den Dienst der Sache (was oft missbraucht wurde, wenn die Sache schlecht war). Man könnte auch sagen: Was ist da schon viel zu verlieren?
Sprechen wir noch über zwei andere Themen, die mich immer beschäftigt haben. Da ist zunächst die Gruppenseele. Von Frederick William Henry Myers‘ Durchgaben wissen wir, dass es so etwas drüben gibt. Wenn ein Kommunikator Albert Einstein heißt oder Abraham Lincoln oder Silver Birch, dann ist es nicht ein präzises Individuum, das spricht, sondern es drückt die Ansicht einer Gruppe aus, die aus 20 oder 100 Geistwesen bestehen mag und sich diesen Namen gegeben hat. So wie wir, wenn wir für eine Firma arbeiten, diese gewissermaßen verkörpern; wir dürfen in ihrem Namen sprechen, wir sind sie, wie andere sie auch sind. Die Firma ist das Kollektiv, das aus Individuen besteht, die ihre Individualität während der Arbeit auf kleiner Flamme halten.
Das zweite Thema ist schwieriger. Da bin ich selber noch ratlos. Es gibt ja die Seelenrettung oder die Heimholung von Seelen: von desorientierten Gestorbenen, die nicht begriffen haben, dass sie tot sind. Es hat hilfreiche Medien gegeben, die diese armen Wesen im Jenseits ansprachen, ihnen klarmachten, dass sie tot waren und ihnen rieten: Geh ins Licht! Astralreisende können diese aufsuchen und sie sozusagen an der Hand nehmen und in die jenseitige Empfangsstation bringen. Der Amerikaner Robert Monroe nannte sie Focus 21. Dann schrieb er etwas Eigenartiges. Er habe jemanden aus dem 9. Jahrhundert gerettet und festgestellt: Das bin ja ich! Das bin ja auch ich – eine frühere Inkarnation, die zwischen den Zeiten hängengeblieben war. Monroe erfuhr von seinen Ratgebern, er müsse alle auf Abwege geratenen Versionen seiner selbst retten, damit sein Ich/dort komplett wäre, dann solle er alle in einen Bus packen und abdampfen, er sei erlöst. Mission accomplished.
Auch Bruce Moen, der bei Monroe lernte, machte die Erfahrung, sich selbst gerettet zu haben. Sind wir viele? Sind wir ein Cluster aus tausenden Teilpersönlichkeiten? Allen Kardec wies darauf hin, dass wir mit 30 anders denken als mit 50 oder 70. Sind wir in diesem Leben schon viele? Hinzu kommt das Problem der Überseele, die sich vielleicht punktuell inkarniert; womöglich ist ein Großteil meiner Persönlichkeit drüben oder in einem Paralleluniversum, und mein Ich/hier ist nur ein Raumschiff abseits vom Kurs?
Die anderen hätten auf ihn gewartet in einem Stadion, schrieb ein Astralreisender, vielleicht zweitausend seien es gewesen, und sie hätten ihm applaudiert und gerufen: Wir jubeln dir zu! Gib dein Bestes! Wir sollen die werden, die wir werden können. Auch Moen erfuhr grenzenlose Liebe von seinem Ich/dort. Vielleicht ist das auch nur eine Metapher dafür, dass wir auf dem Weg sind und vieles hinter uns haben, ohne es zu wissen. Das Ich/dort wäre dann die Summe aller Erfahrungen, die eine Seele im Verlauf von vielen Jahrhunderten machen durfte. Wir auf Erden steuern einen Teil bei, so gut wir das können. Alle Erfahrungen müssen verstanden und die Lehren aus ihnen beherzigt werden. Bewusstwerdung ist das Schlüsselwort. Wir sollen komplett werden und so perfekt und heil und ganz wie möglich. Was noch fehlt, werden wir vielleicht erst nach dem Tod erfahren.
You do not become less of an individual, you become more of an individual. You develop latent gifts, you acquire greater knowledge, your character becomes stronger, more of the divine is exhibited through you. The Great Spirit is infinite and so there is an infinite development to be achieved. Perfection is never attained, there is a constant striving towards it. You do not ever lose yourself. What you succeed in doing is finding yourself.”