Traumforscher Cicero
Cicero (Marco Tullio Cicerone, 106-43 v. Chr.) war ein Politiker, Schriftsteller und Redner im Alten Rom. In seinem Buch De divinatione untersuchte er kundig und vorsichtig Fälle von Vorahnungen und Prophezeiungen, und der Parapsychologe Giulio Caratelli stellt uns in seiner Zeitschrift Il Mondo del Paranormale (Jahrgang XX, Februar 2020) zwei Träume vor, die Cicero nach Angaben seines Bruders Qunto niederschrieb.
Die Geschichte betraf zwei Freunde des Cicero-Bruders Quinto, die in die griechische Stadt Megara 30 Kilometer westlich von Athen reisten. Einer von ihnen fand einen Platz in einem Hotel, der andere in einem entfernten Stadtbezirk bei einem privaten Gastgeber. Letzterer fiel erschöpft in den Schlaf und träumte von seinem Freund in der Herberge, der um Hilfe nachsuchte; der andere möge rasch zu ihm kommen, plädierte er, denn er solle ermordet werden. Der Träumer erwachte, war immer noch müde von der Reise und beschloss, den Traum zu ignorieren. Ist ja bloß ein Traum!
Er legte sich wieder hin und war kaum eingeschlafen, als er wieder intensiv von seinem Freund träumte. Dieser warf ihm in bitteren Worten vor, dass er nicht gekommen sei. Er habe ihn sodurch nicht vor dem Tod retten können, doch nun möge er wenigstens gerächt und sein Körper anständig beerdigt werden. Die Traumgestalt nannte den Herbergsbesitzer als Urheber der Tat und gab an, seine sterblichen Überreste befänden sich auf einem Karren. Noch vor dem Morgengrauen machte sich der Freund auf und erreichte das Hotel. Auf dem Karren hinter dem Hotel, der mit Mist gefüllt war, fand sich die Leiche. Der Freund ging zu den Behörden und ließ den Herbergsbesitzer festnehmen. Wie mag er das begründet haben?
Caratelli diskutiert den Fall als Parapsychologe: Der erste Traum war ein telepathischer, denn so nennt man den Kontakt zwischen Lebenden, ohne dass diese sich nahe sind. Der zweite Traum war dann ein spiritistischer, da der Traum-Urheber bereits tot war. Es gibt außerdem viele Fälle von Erscheinungen im Augenblick des Todes, worüber die Engländer Frederick William Henry Myers und Frank Podmore viele Beispiele gesammelt haben. Ich denke, jeder muss selbst entscheiden, wie real der Traum wirkte.
Ich träumte auch schon, dass Freunde in Lebensgefahr waren, ohne dass es der Wahrheit entsprochen hätte. Und vor einem Monat, als es meiner Mutter plötzlich schlecht ging, hatte ich einen Traum, der deutlich war. Sie hatte sich verlaufen, saß dann ohne Jacke (und kalt) an einer Bushaltestelle in der Eschholzstraße in Freiburg. O Gott! Warum die Eschholzstraße? Ich dachte an die Eschatologie, die Lehre von den Letzten Dingen, und die Verlängerung der Eschholzstraße führt zum Hauptfriedhof. Keine Chance, eine klare symbolische Botschaft.
Es war aber eine symbolische Botschaft, also ein Angsttraum gewesen, denn meine Mutter erholte sich wieder. Man muss selbst entscheiden, was es für ein Traum war. Die Angst des anderen überträgt sich, und der Traum wirkt beängstigend real. Dann sollte man handeln.