Fiel vom Everest; freute sich
Der Mann, der vom Everest fiel steht im Untertitel eines Buches von Roger Hart. Er war jener Mann. Michael Tymn, der produktive Autor und Blogger aus Hawaii, hält das Nahtod-Erlebnis, das Hart bei seinem Absturz hatte, für eines der stärksten und vielsagendsten, und er untermauerte seine Ansicht mit einem Blogbeitrag vor 14 Tagen, aus dem ich zitieren will. Über so vieles muss man berichten, man kann kaum Atem holen!
Ziemlich sensationell aufgemacht, denkt man sich, wenn man liest, dass am 29. Mai 1962 der damals 21-jährige Roger Hart und sein Mitkletterer Woody Sayre über eine schneebedeckte Klippe 180 Fuß tief abstürzten, weil ein Steigeisen nachgab. Sie stürzten also 50 Meter am Everest in die Tiefe, was keine Kleinigkeit ist und einen das Leben kosten kann, doch gemessen an den 8884 Metern Höhe des Himalayariesen ist es nichts. Sie taten sich auch nichts und überlebten sogar die folgende Nacht mit ihren Minustemperaturen, aneinandergeklammert und in eine Zeltplane eingewickelt. Der Vorsprung, auf dem sie gelandet waren, bot keinen Platz für ein Zelt.
Hart erinnerte sich, dass Sterne wie Leuchtkugeln an ihm vorüberschossen, während er gellend schrie. Als er dachte, sterben zu müssen, machte sich seine Seele frei. Wie in seinem Buch The Phaselock Code von 2003 beschrieben, 40 Jahre später, schoss er (oder sie, seine Seele) hinauf in den sternenlosen Raum, schwebte schwerelos dahin und sah zu, wie sein Körper anscheinend in Zeitlupe über die Klippen unterhalb fiel.
Ich thronte auf dem Scheitelpunkt der Zeit, wo ich wie ein Wassertropfen an einer Wasserscheide zwischen zwei Welten entscheiden konnte.
Weiterhin erinnerte sich Hart einer großen Wärme und Euphorie, die ihn einhüllten, und er empfand es als wunderbar, dass er sterben würde.
Ich konnte gleichzeitig in alle Richtungen schauen, nicht mit den Augen, aber wie in Träumen. Ich spürte keine Angst und keine Kälte; der Raum um mich her schien zu schrumpfen oder womöglich dehnte ich mich ihm gegenüber aus. Jedenfalls hatte ich keine Furcht mehr vor der Leere unterhalb von mir. Ich dachte mir, jetzt wirst du gleich sterben und fühlst dich dabei wundervoll — das ist total schräg!
Der wenige Sekunden dauernde Absturz überzeugte Roger Hart davon, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und einen Schöpfer des Universums. Freilich war er zunächst allein mit seinem Erlebnis. Durch Elisabeth Kübler-Ross und Raymond Moody kamen die Nahtod-Erfahrungen erst zehn Jahre später ins öffentliche Bewusstsein, und Roger Hart konnte dann seine Erfahrung einordnen. An der Universität halfen ihm die Quantentheorie und die Thermodnamik beim Verständnis (später wurde er Geophysiker), und er meint, seine Nahtod-Erfahrung habe ihm neue neuronale Pfade geöffnet, wodurch er Zugang zu einer höheren geistigen Funktion und zum universellen Informationsfeld erlangt habe.
Der Phaselock Code — so heißt ja Roger Harts Buch — ist ein Feld von Informationen, verborgen im Gewebe der Realität. Er sagte Michael Tymn bei einem Interview außerdem:
Ich bin nicht der erste, der erkannte, dass der Geist den Körper überlebt oder dass in Wirklichkeit das Universum ein bewundernswertes Feld von Informationen und des unendlichen Potenzials ist … oder dass wir selbst die Zeit erschaffen, indem wir in besagtem Informationsfeld Zeitkapseln öffnen. Doch mir war die Freude vorbehalten, diese Ideen zu entdecken, bevor ich von anderen darauf gebracht wurde.