Der Heiligenschein

Schon früh werden bei den Mazdäern in Iran die Könige und Priester mit einer Aureole um das Haupt dargestellt, der Aura Gloriae. Das heilige Buch Avestas des mazdäischen Zoroastrismus entstand spätestens im achten Jahrhundert vor Christus. Mazdäer heißen sie nach ihrem Weltenschöpfer Ahura Mazda, dessen Kontrahent Ahriman ist, der Böse, der nach 12000 Jahren besiegt sein wird.

Henry Corbin schrieb in seinem Buch Terre Céleste et Corps de Résurrection (1960, S. 35/36), der persische Begriff für die Aura laute Xvarnah, das Licht der Glorie und des Schicksals (Lumière-Gloire). Dieses strahlende Licht gehört von Beginn an zu den Kreaturen von Ahura Mazda und begleitet als Energie den Weg der Erde bis zu ihrer Umwandlung ins Geistige. Später wurde die Aureole für die Buddhas und Boddhisattvas benutzt und auch für die himmlischen Figuren der frühen christlichen Kunst.  

Im Buch der Mazdäer über die Welterschaffung ist Xvarnah einfach die Seele selbst. Der »Heiligenschein« ist das Bild, unter dem die Seele sich selbst erkennt und seine Energien und Kräfte wahrnimmt. Das Licht ist eine Imago Animae. Die Seele projiziert ihr Licht auf die Dinge der Welt, und diese siegreiche Energie hilft mit, die Erde im Ganzen zu verwandeln: den Engel der Erde hervorzurufen. An jedem 28. des Monats hieß es in der Avesta: »Wir feiern diese Liturgie zu Ehren der Erde, die ein Engel ist.« 

Spenta Armaiti ist der Erzengel der hiesigen Existenz, und Daênâ ist seine Tochter, Daênâ, das transzendentale Ich, das uns (bei den Mazdäern) nach der dritten Nacht unseres Todes auf der Brücke Činvat entgegenkommt, strahlend schön und uns begrüßt. Der Heiligenschein ist sozusagen unser himmlisches Ich, das sich ablöst und im geistigen Zustand weiterlebt.  

 

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