Maria, du Perfekte

Die heilige Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn und Heiliger Geist wurde durch Maria vervollständigt; die Vier erst ist perfekt, siehe die vier Jahreszeiten und die vier Elemente. Das erfuhr ich im Artikel Wolfgang Pauli und die Alchemie von Harald Atmanspacher, der Mitte der 1990-er Jahre in der Zeitschrift des Instituts für Grenzgebiete der Psyhoigie und Psychohygiene in Freiburg erschien, und im Zuge von Aufräumarbeiten stieß ich darauf. Details weiter unten.

Wolfgang Pauli (1900-1958) war Österreicher und gab als genialer Physiker der Quantenechanik neue Impulse. 20 Jahre lehrte er an der ETH Zürich, und in der Stadt an der Limmat starb er auch. Ungewöhnlich war, dass er sich mit Tiefenpsyhologie beschäftigte und mit der Alchemie, weil er Carl Gustav Jung kennengelernt hatte.

Der Astronom Johannes Kepler (1571-1630) entdeckte die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich die Planeten um die Sonne bewegen. Er pries in seinen Schriften oft die Dreizahl. Der englische Philosoph und Magier Robert Fludd (1574-1637), sein Zeitgenosse, bevorzugte die Vierzahl, die Quaternität, die nach seiner Ansicht erst ein Ganzes ergibt.

2021-05-09-0001Zur Lebenszeit von Kepler und Fludd herrschte die Trinität. Die Drei ist perfekt in geistiger Hinsicht. Vater, Sohn und Heiliger Geist, mehr brauchte es nicht. — Atmanspacher:

Auf der Strecke blieben dementsprechend konkrete Materialität (bzw. Körperlichkeit), das sogenannte Böse und die Relevanz des Matriarchats.

Rechts sehen wir zwei Dreiecke: das heilige oben, das dunkle unten. Dem Vater steht die Mutter gegenüber, dem Sohn der Antichrist (das Böse) und dem Heiligen Geist (Spiritus) die Materia, die, wie unschwer zu erkennen ist, ihren Namen aus der Mater (Mutter) herleitet. Die Mutter, empfangend, steht für die Erde.

011Die Jungfrauengeburt durch Maria wurde schon 451 in einem Konzil zum Dogma erklärt; die unbefleckte Empfängnis — die Lehre, dass Maria, obwohl von menschlichen Eltern, ohne Erbsünde ist — wurde 1854 als Lehrsatz verkündet, und erst 1950 dekretierte Pius XII. Marias Aufnahme in den Himmel. Diese drei Dogmen muss glauben, wer dazugehören will. Atmanspacher schließt und kommentiert:

Man kann die Intention des Mariendogmas so auslegen, dass es dabei um eine Vervollständigung der »oberen« Trinität zur Quaternio geht. … Was der Katholizismus offenbar bis heute nicht erkannt hat, ist jedoch, dass es mit der »metaphysischen Repräsentation« der Frau nicht getan ist. … Bezogen auf die religiösen Inhalte geht es um die Integration der »oberen« Trinität mit deren »unterem« Gegenstück, also von Gut und Böse, Abstraktion und Konkretion, patriarchalisch-maskulinen und matriarchalisch-femininen Elementen.

Der Mensch wird reif, indem er sein Ego zum Selbst erhöht. Das Bewusstsein differenziert sich zwar aus (wird umfassend), muss aber die dunklen Bestandteile erkennen und in sich selbst einfügen, um ein ganzer Mensch zu werden. Er muss die vier psychischen Funktionen Denken, Empfinden, Fühlen und die Intuition zusammenbringen, damit sie sich gut verstehen und er, der Mensch, sich erst richtig versteht. Wir müssen das Böse zu ergründen suchen, dem Körperlichen seinen Platz zuweisen und die Frau fördern, fördern, fördern …

ꙮ ꙮ ꙮ ꙮ

DSCN3537Noch ein paar Gedanken für die, die noch Zeit haben. Carl Gustav Jung (1875-1961) schrieb in seinem Buch Antwort auf Hiob über den tiefenpsychologische Hintergrund des Christentums. Auch er schätzte die Quaternität: Das Kreuz sei ein Symbol für die Vier, und dann gebe es die vier Evangelien. Der Sündenfall mit der folgenden Vertreibung aus dem Paradies wäre (wie oft gesagt wurde) die Erweckung des Bewusstseins im Menschen, der zum Ziel haben muss, sein Selbst zu entwickeln. Dazu muss der Schatten integriert, muss Unbewusstes bewusst werden.

Das Unbewusste will ins Bewusstsein einfließen, um zum Lichte zu gelangen, und zugleich hindert es sich selbst daran, da es lieber unbewusst bleiben möchte, d.h. Gott will Mensch werden, aber nicht ganz. Der Konflikt in seiner Natur ist so groß, dass die Menschwerdung nur durch das sühnende Selbstopfer gegenüber dem Zorn der dunklen Gottesseite erkauft werden kann.

Darum muss der Heiland sterben, denn die Bibel ist ein Buch, das die (von Menschen beschriebene) Bewusstwerdung des Menschen zeigt im Angesicht des Großen Unbewussten, als das der alttestamentarische Gott nach Ansicht Jungs zuweilen auftritt.

DSCN3024Der Messias ist eine Weile auf Erden, dann, 40 Tage nach seinem Tod, fährt er in den Himmel auf. Das wurde vergangenen Donnerstag begangen. Seine Mutter Maria wurde zum Status einer Göttin erhoben; als ewige Jungfrau und ohne die Erbsünde rückt sie den Menschen fern, meint Jung. Die wirkliche Menschwerdung Gottes sei nur zum Teil vollzogen. Jesus Christus fährt also in den Himmel auf und lässt den Gläubigen als Ersatz den Heiligen Geist zurück, was am kommenden Wochenende gefeiert wird.

Damit haben wir vier abstrakte, heilige und geistige Elemente, angesiedelt im himmlischen Raum, und die vielen Heiligen und Fürsprecher sind nur blasse Mittler. Vielleicht aber brauchen wir sie nicht. Erlösung ist Bewusstwerdung. Sind wir nicht Kinder Gottes, wie auch Jesus Christus gesagt hat? Die Kinder haben immer Gene des Vaters, wir haben also etwas Göttliches in uns, das wir uns ruhig einmal bewusst machen sollten. Der Job der Heiligen ist unser Job, wie Manfred Kyber in seinem Märchen von den drei Lichtern der kleinen Veronika schreibt:

Durchlichtet die Häuser der Schatten, dass ihr wieder in Tempeln und hellen Hütten wohnt, wie einstmals an einem hellen Morgen. Es ist der Geist der Pfingsten, der euch ruft und den ihr vergessen habt. Pfingsten ist wieder nahegekommen wollt ihr das nicht begreifen? 

     

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.