Übernatürlicher Sex

Vor zwei Jahren hatte ich in einem Flugverkehr einmal erwähnt, dass das schöne Buch von Jenny Wade über himmlischen Sex in der UB Freiburg verschwunden war. Es heißt Transcendent Sex und ist 2014 auf Deutsch erschienen in einem Verlag, für dessen Gründer Peter Michel ich vier Bücher geschrieben habe. In einem Manuskript habe ich es vorgestellt, und das muss endlich mal hierher!

Die amerikanische Psychologin Jenny Wade sprach mit Menschen, die beim Geschlechtsverkehr übernatürliche Dinge erlebt hatten. Sie bemerkt, dass es keine Regel für eine »transzendentale Episode« gibt. Es kann immer und überall passieren, aus heiterem Himmel (wo man halt zusammenkommt). Dazu gehören auch seltsame Reisen, die an Astralreisen erinnern. Auch sie selbst wurde völlig überrascht. Sie hatte Sex mit einem Mann, in den sie sehr verliebt war, doch ihre Begegnungen seien in keiner Weise außergewöhnlich gewesen. Doch eines Abends war alles anders.

maresiciliaDas Zimmer veränderte sich – und wurde zu einem runden pinkfarbenen Raum. Dann blickte sie von einer Küste über den tiefblauen Ozean. Sie fand sich mit einem Mal von Fischen umgeben, die aber nur Bilder waren in einem wieder anderen Raum. »Der tiefste Frieden, Erstaunen, Freude und Seligkeit durchzogen mich.« Sie fand sich wieder mit ihrem Partner, aber eine andere Vision kam, die sie überwältigte. Die ganze Welt löste sich in weißem Licht auf; als sich das Licht klärte, war da nur noch die Leere, das Nichts, Nirwana. Als Jenny Wade zurückkehrte, war sie ekstatisch und wie verwandelt; ihr Liebhaber wunderte sich über ihren entgeisterten Gesichtsausdruck und über ihr Gelächter. Wenige erzählten ihren Partnern von solchen übernatürlichen Erlebnissen, deshalb sei »heiliger Sex« stets etwas Verschwiegenes geblieben.

grünewelt»Einige der Zeugen fanden sich in schönen Palazzi, alten Villas oder Innenhöfen, die zu anderen Kulturen und vielleicht anderen Zeiten gehörten«, fuhr Wade fort. »Aber die meisten spürten sich in der Luft oder unter Wasser umhergleiten.« Sie schwebten über die Erde, über immense Canyons und grüne Wälder und hatten dabei ein Gefühl des Friedens und den Eindruck, dass das alles richtig sei. Ein Liebhaber fand sich »unter Wasser und schwamm mit Fischen in einer einfach friedlichen Unterwasserszene. Es gab bunte Fische … Es war wunderschön.« Eine Frau reiste im Zug durch eine frühlingshafte Landschaft. Durch das Zugfenster kam ein atemberaubend schöner Obstgarten mit Kirsch- oder Pflaumenbäumen in Sicht. Eingerahmt von einer Menge pinkfarbener Blumen saß da eine Frau in einem Art-Deco-Kleid.

Jenny Wade hält das für die Reisen in Zustände, in denen Zeit, Raum und Selbst aufgehoben und verändert sind und denkt an Reisen in vergangene Leben einer Reinkarnation. Doch die Überfülle der Blumen, die aus dem Jenseits immer wieder berichtet wird, lässt eher an eine echte kurze Fahrt in der Welt der Verstorbenen denken.

In dem Buch taucht auch die Transfiguration auf. Ein Mann namens Cougar berichtete, wie beim Sex das Gesicht seiner Partnerin zu einem »Theater von Bildern« wurde. Ihr Gesicht verwandelte sich, und es konnten alte und junge Züge sein, von Männern oder von Frauen, sechs bis zehn Minuten verharrend oder nur ein Fingerschnippen lang. Manchmal veränderte sich die Persönlichkeit der Partnerin im Einklang mit dem anderen Gesicht, manchmal nicht. Wenn ein Mann auftauche, spüre er »männliche Energie« in ihr. Die Gesichter sollen neutral wirken, etwas starr und maskenhaft.

Auch eine Frau kannte das Phänomen. Auch wenn sie ihr Gesicht drehe und wegschaue – das Gesicht auf demjenigen ihres Partners sei da. Cougar spürte auch andere Energien. Jenny Wade erinnert an eine Übung namens »Trespasso« in Esoterikschulen, bei denen man unverwandt in die Augen des anderen starre, um in ihnen vorbeihuschende Geister zu erspähen. Möglich, dass die Menschen, deren Gesichter sich verändern, medial begabt sind, dass beim Sex andere Wesenheiten versuchen, ihren Körper zu übernehmen, was während des leidenschaftlichen Vorgangs aber nicht von Dauer sein kann. Cougar hatte jedenfalls das Gefühl, manchmal in Gegenwart von Engeln, dann wieder in der von Dämonen zu sein.

 

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