Happy end

Wir haben einen Hang zum Happy end. Von 100 Spielfilmen gehen 90 gut aus. Wir wünschen uns das Glück und brauchen die Hoffnung. Wenn wir nur in der Gewissheit leben könnten, dass alles gut ausgeht, als wüssten wir das Ergebnis im voraus! Dazu gehört aber der Glauben an das ewig Gute und an die Transzendenz sowie daran, dass unser Handeln hier nur ein Vorspiel ist …

DSCN3258Und es gehörte dazu die buddhistische Überzeugung, dass das Leben hier vorübergehend und irreal ist, was schwerfällt. Das Leben scheint ja so real, wir kennen nichts Anderes! Doch es gibt Stimmen dazu. Ein pensionierter US-Major hatte mit 30 Jahren eine Nahtod-Erfahrung nach einem Autounfall im Winter auf vereister Straße. Er sah seinen Körper und ein helles Licht in der Ferne, war plötzlich von freundlichen Gestalten ugeben, die ihn begrüßten und ihm das Gefühl gaben, er habe sein Leben erfolgrech geführt, alles sei bestens: alles gut! Dann durfte er sich entscheiden: bleiben oder zurückgehen. Da er Kinder hatte, ging er zurück.

Viele berichten auch, dass jene andere Welt unglaublich real sei; das Erdenleben verschwinde bald oder werde wie ein Comic gesehen, wie ein Spielfilm. Wir können unseren Aufenthalt hier etwas relativieren: Das Hiersein ist nicht alles, sonden nur eine Vorstufe. Die Geschichte wird gut ausgehen, dessen können wir uns sicher sein. Krisen und unglückliche Ereignisse sind nur kleine Hindernisse, die uns etwas lehren.

Der persische Therapeut Nossrat Peseschkian erzählt uns von einem Mann, der von der Geliebten getrennt war und dies nicht ertrug. Nach langem Leiden verließ er lebensmüde sein Haus und wurde gleich von Nachtwachen verfolgt, die ihn in die Enge trieben. Der Mann erreichte eine Mauer, schwang sich hinab — und stand vor seiner Geliebten. Da segnete er die grausamen Wachen, die ihn unwissentlich zum Glück geführt hatten. Peseschkian schreibt, sich auf den Band Sieben Täler stützend:

Hätte unser Liebender im voraus den Ausgang gesehen, so hätte er von Anfang an die Wache gesegnet und für sie gebetet, in ihrer Grausamkeit die Gerechtigkeit erkennend; doch da er das Ende nicht absah, begann er vom Anfang an zu klagen und zu weinen. Die Wanderer aber in den Gärten der Erkenntnis sehen das Ende im Beginn und darum den Frieden im Krieg und die Freundlichkeit im Zorn.
Dies ist der Zustand derer, die in diesem Tal sind. Was indessen die Wanderer in den höheren Tälern betrifft, so machen sie keinen Unterschied mehr zwischen Anfang und Ende, sie sehen weder Anfang noch Ende.

Diese höheren Geister nehmen alles freudig hin. Es ist Leben, ums Happy end ist es ihnen nicht zu tun. Es ist alles gut. Die unendlich gute Kraft ist in uns und hilft uns, alles zum Guten zu wenden. Dann wird, aus dieser Überzeugung heraus, auch alles in diesem Leben gut werden, noch vor dem Abschluss der Konten, der letzten Rechnung. An diese heilende, helfende Instanz sollten wir aber glauben. Sie wendet alles zum Guten, und 100 von 100 Geschichten gehen dann gut aus.

 

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