Regenbögen

Komisch sieht dieses Wort da oben im Titel aus. Das liegt wohl daran, dass man meist nur einen Regenbogen sieht, weshalb das Wort in der Einzahl gebräuchlich ist. Er ist ein Symbol für die Erneuerung und das Weiterleben, und vor zweieinhalb Wochen hatte ich einen in Winterthur erlebt. Und dann fiel mir ein, dass ich einmal von meinem Balkon aus einen doppelten entdeckt und sogar fotografiert hatte.

Es muss vor drei oder vier Jahren gewesen sein. Ich kann dieses Schauspiel nicht erklären, und wir verzichten einfach darauf und schauen es uns an.(Im Zohar, einem der wichtigsten kabbalistischen Bücher, heißt es allerdings, es sei verboten, sich einen Regenbogen anzuschauen, weil man dadurch die Schekina profaniere — die Gegenwart Gottes —, von der der Regenbogen ein Abbild sei.)

 

Hier in einer zweiten Version.

 

Im vergangenen Dezember, ich erinnere mich, hatte ich mit Giovanna etwas im Baumarkt besorgt, und von oben fiel ein Päcklein herunter, mir vor die Füße. Es war der Vorabend des Todestags meines Schwagers Leo, und ich dachte mir, vielleicht war es ein Zeichen von ihm? Am nächsten Tag musste ich wieder dorthin, und beim Hinausgehen wölbte sich der schönste Regenbogen vor mir, von den Rebhängen rechts über das Industriegebiet. Die Leute hetzen ja immer herum und schauen nicht auf den Himmel, und eine Frau, die ich darauf hinwies, eilte auch vorbei. Ich hatte ja bloß sichergehen wollen, dass ein anderer auch diesen Regenbogen sähe; denn ich hielt es nicht für unmöglich, dass er Leos Zeichen nur für mich war.     

Vor zwei Wochen in Winterthur, aus dem Osten kommend, habe ich noch einen fotografiert. Man hat ja nicht immer einen Fotoapparat dabei, aber da war ich mit dem Rad unterwegs: zwei rote Ortlieb-Packtaschen hinten, eine blaue Lenkertasche vorn mit allem drin, was man braucht: Banane, Geld, Handy, Fotoapparat. Man hält an, klappt den Taschendeckel hoch und macht ein Foto. Ich war in Winterthur mit dem Zug angekommen und wollte einen Anschluss nach Zürich-Flughafen. Gleis 7, nur 2 Minuten Zeit. Hatte ich keine Lust, der nächste auf Gleis 1 ging in 25 Minuten. Ich schob mein Rad auf den Bahnhofsvorplatz, und da sah ich diesen schönen Regenbogen.

Draußen tröpfelte es noch stark, der Himmel war graublau, und es legte sich diese abendliche Stimmung über die Stadt.

 

So wie auf dem Foto unten gesehen, hinter den Drähten, wirkt der Regenbogen wie eine Erscheinung hinter dem groben Gewebe der Welt. Sphärengeometrie; und dazu müssten auch sphärische Klänge ertönen, denn auch Pythagoras damals im 6. Jahrhundert vor Christus meinte, das Universum sei auf Klängen und Zahlen aufgebaut und schwinge in ewiger Harmonie. 

 

 

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