LSD: Anfang und Ende
Was könnte man nicht alles schreiben über diesen geheimnisvollen Stoff! Zum Glück haben wir das Buch. LSD begleitete die Epoche der Hippies und des Swinging London, bis die Vereinigten Staaten unter Präsident Nixon ihren »Krieg den Drogen« propagierten und den Stoff weltweit verbieten ließen. Das war das Ende.
Treibstoff der Sechziger ist ein schönes Kapitel überschrieben. »Blumen im Haar, Liebe im Herz, LSD im Hirn« war das Motto. Und »Sex and Drugs and Rock and Roll«. Maler, Schriftsteller und vor allem Musiker ließen sich inspirieren und probierten LSD. Die Band The Doors entstand wie Grateful Dead 1965 und bildete ihren Namen nach einem Zitat von William Blake, der auf die »Öffnung der Pforten der Wahrnehmung« (the doors of perception) hoffte. Jefferson Airplane und Jimi Hendrix prägten den Psychedelic Rock, Musik wurde mit Lichtphänomenen gekoppelt, alles flutete und floß in den Weltraum. Woodstock 1969 war das Überfest der Jugendkultur.
Die US-Politiker waren wegen des wachsenden LSD-Konsums besorgt. Parallel zum Kampf gegen den Kommunismus wütete man gegen Drogen und warnte vor Gefährdung der geistigen und körperlichen Gesundheit. Wissenschaftler und natürlich die Massenmedien bliesen gern in das Horn, das ihnen die Politiker hinhielten. Am 6. Oktober 1966 wurde LSD in Kalifornien und dann in den ganzen USA für illegal erklärt. Auf Druck der USA schließen sich sämtliche Staaten der Welt dem Verbot an. Natürlich hatten die USA im Militär und in Gefängnissen ebenfalls Versuche mit LSD angestellt, die aber nicht nach ihrer Zufriedenheit verliefen.
Erst 1993 erfuhr Albert Hofmann von den LSD-Gefangenen der USA: Sie wurden wegen des Besitzes des Mittels manchmal lebenslang in Haft genommen. Wegen der LSD-Zubereitung erhielt ein Chemiker 30 Jahre Haft. Hofmann schrieb ihm:
Und dies in den USA, der Protagonistin für Gerechtigkeit und Freiheit in der Welt! Mir fehlen die Worte, eine solche Heuchelei zu beschreiben,
An eine junge Frau in Dublin, die 24 Jahre Gefängnis bekam:
Sie haben niemanden verletzt. Sie haben der Gesellschaft nicht geschadet. Die amerikanische Gesellschaft ist bereits gestört, indem sie Menschen bestraft, die von ihrem in der Verfassung verbrieften Recht Gebrauch machen, dem »Streben nach Glück«.
Zum Schluss noch etwas Aufbauendes aus dem Buch Albert Hofmann und sein LSD. Danke, ihr beiden Autoren! Die Swiss ließ ab 2010 Flugzeuge nach San Francisco starten, die poppig bemalt waren. Sowas machten die Schweizer!
Und dann noch Steve Jobs, der Hippie und Chaot, der gegen Ende seines Lebens 8 Milliarden Dollar besaß, was ihm nichts bedeutete, ließ er sich hören: Er habe es nicht für Geld gemacht:
Schon nach einem Semester bricht der 1955 geborene Steve Jobs sein Kunststudium ab. Er beginnt, sich für östliche Philosophie zu interessieren, macht seine ersten Erfahrungen mit LSD, lässt sich die Haare wachsen und unternimmt Anfang der siebziger Jahre eine Reise nach Indien. Zurück in Kalifornien, lernt er den jungen Ingenieur Steve Wozniak kennen, der für Hewlett-Packard arbeitet und ebenfalls mit LSD vertraut ist. Am 1. April 1976 gründen die beiden Hippies in Los Altos die Firma Apple und stellen in Jobs‘ Garage den Apple I her, einen der ersten Personal-Computer. … Noch heute schwärmt der Vegetarier und Buddhist Steve Jobs von seinen abenteuerlichen Jugenderlebnissen und zählt seine LSD-Trips und die Indienreise zu den »zwei oder drei wichtigsten Dingen, die ich je in meinem Leben unternommen habe«.
Noch heute … Das Buch erschien 2011, und in jenem Jahr ist Steve Jobs am 5. Oktober gestorben. (Meine Mutti übrigens heute vor 2 Jahren, rechts im Bild in einer Kapelle in Ottmarsheim. Da war’s kalt. Die Kapelle der heiligen Anna ist nun leider geschlossen: Die wenigen Mönche haben vergangenen Sommer Ottmarsheim verlassen, der Konvent steht leer.)
John Markoff zeigte in einem Buch (How the Sixties Counterculture Shaped the Personal Computer Industry) auf,
dass eine direkte Verbindung zwischen dem Konsum von Psychedelika innerhalb Amerikas Gegenkultur der fünfziger und sechziger Jahre und der Entwicklung der Computerindustrie besteht.
Und noch ein Buchtipp dazu: How the Hippies Saved Physics von David Kaiser. Ein Buch, das Preise bekam.