Manu Katché

Vergangenen Samstag sah ich im Landsberger Stadttheater ein Konzert des  Schlagzeugers Manu Katché mit seiner Band, ganz wunderbar. An mein letztes Jazzkonzert kann ich mich gar nicht erinnern, dafür aber an meine große Vergangenheit als einer, der immerhin Chet Baker und Miles Davis, die beide schon seit langem in einer anderen Welt musizieren,  live gesehen hat (in Hamburg).    

Manu Katché wuchs in Paris auf. Er ist eineinhalb Jahre jünger als ich. (Wir sind ja beide ziemlich jung geblieben.) Er trägt alte Jeans und Turnschuhe, ist überaus sympathisch mit einem gewinnenden Lächeln, und den Landsberger Zuhörern sagte er gleich etwas Nettes über ihr Theater und dann noch, dass er ihre Konzentration gespürt habe und am Ende, dass es ein toller Abend war für die Band. 

Nach dem Konzert. Von links Katché, Watson, Aquino und Brunborg

Manchmal nämlich, sagte er, schliefen Leute ein, und andere gingen einfach weg. Ich weiß nicht, wo sie da aufgetreten sind. Wir kannten seinen Namen natürlich, und ich hatte oft die Arte-Sendung One Shot Not gesehen, die von 2007 bis 2011 einmal im Monat lief. Junge Musiker mit neuen Klängen, Interviews hinter den Kulissen, am Ende eine Jam-Session, wobei Manu mitmachte. Der Texaner Calvin Russell war auch dabei, ganz in Schwarz, den ich zehn Jahre zuvor in Freiburg gesehen hatte.  

Manu Katché wurde 1985 von Peter Gabriel entdeckt und prägte im Jahr darauf dessen Song In Your Eyes, der einen ungeheuren Drive aufweist, der nicht zuletzt vom Drummer kommt. Mit Sting hat er viel aufgenommen, und dann gibt es noch viele andere bekannte Künstler, denen er seinen Rhythmus gab.   

Der begehrte Studioschlagzeuger produzierte 1991 seine erste eigene CD, ließ sich bis zur zweiten 14 Jahre Zeit, und nun sind wir bei der fünften, erschienen im Oktober 2012. Eingespielt hat er sie mit den Norwegern Nils Petter Molvær an der Trompete und Tore Brunborg (Saxofon), und an Piano und Hammond-Orgel war Jim Watson tätig. Die Hammond-Orgel sorgt auch für den Bass, den man nur als dunklen Teppich wahrnimmt: ein guter Effekt. Schwebt unter der Musik und um sie herum, und ich dachte an DJazz, einen Bekannten aus Rheineck, der mir wenige Tage zuvor einen hervorragenden Lautsprecher-Set gezeigt und geschwärmt hatte, der Bass wirke nicht aufdringlich und sei doch überall, und ich ergänzte: »Wie Gott.« 

In Landsberg spielte Luca Aquino die Trompete. Es gab zwei denkwürdige Stunden mit melancholischem, lyrischem Jazz, und man konnte geistig die Flügel ausspannen und sich fallen lassen, und dann war es, wie auf dem Rücken im leicht bewegten Meer zu liegen. Im Jazzkonzert darf man träumen und an geliebte Menschen denken oder an alles Mögliche oder an nichts. Manu Katché produziert das Rhythmusgerüst mit seiner Meisterschaft, und die anderen wechseln sich mit ihren Soli ab, und wenn das Kornett Brunborgs erklingt, wird man richtig traurig. Wer den Klang des Kornetts nicht kennt, sollte sich »Starless« von King Crimson anhören.       

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Musik, ja, da fällt mir noch ein, dass ich vorgestern Klemens kennengelernt habe, Winnies Bruder, der die Hälfte des Jahres auf den Kapverden lebt. Er sagte mir, Cesária Évora sei gestorben, und ich dachte natürlich gestern oder vorgestern, aber es war im Dezember 2011. Menschen, die in südlichen Regionen der Welt leben, eignen sich oft die Zeitlosigkeit der Einheimischen an.

Cesária, 1941 geboren, sang als junges Mädchen in Klubs und wurde dann 1988 mit ihrem Album La Diva Aux Pieds Nus berühmt, und ihre berühmte Vorgängerin, die barfüßige Gräfin Ava Gardner, starb bald danach, 1990. Besame mucho kann man Cesária auf Youtube anhören, und sechs Millionen Menschen haben das bereits getan. Césaria Evora tat viel für die Armen auf den Kapverdischen Inseln, und so denken wir an sie.         

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