Ramadan
Heute Nacht beginnt für die Moslems der Fastenmonat Ramadan. Bis zum 10. April dürfen sie tagsüber nichts zu sich nehmen — und wenn es dunkel geworden ist, rät der Koran (2/187): »Esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt!« (… wakuloo waishraboo hatta yatabayyana lakumu alkhaytu al-abyadu mina alkhayti al-aswadi …)
Der Ramadan beginnt, wenn erstmals die Mondsichel (hilal) am Himmel steht. Es ist der 9. Monat des islamischen Mondkalenders, und in ihm soll im Jahr 610 der Engel Gabriel dem Propheten Mohammed den Koran diktiert haben. — In Sure 97 heißt es, in einer »Nacht der Bestimmung« (laylat al-qadri) sei es geschehen, und als nächstes wird gefragt: »Was ist die Nacht der Bestimmung? — Sie ist mehr wert als tausend Monate.«
In einem Hadith (Lehrspruch) sagte Ā’ishah über den Propheten:
Der Bote Allahs, der Friede und der Segen Allahs mögen auf ihm ruhen, schloss sich in den letzten zehn Tagen des Ramadan in der Moschee ein und sagte: »Sucht die Lailat al-Qadr in den letzten zehn Tagen des Ramadan.«
Wir lesen in der 2. Sure, Abschnitt 187:
Erlaubt ist euch / in den Nächten des Fastens, / sich euren Frauen zu nähern. / Sie sind eure Kleidung, / ihr seid die ihre. /G*tt weiß, was ihr / unter euch tut im geheimen; / Aber er wandte sich euch zu / und vergab euch; / Also vereinigt euch mit ihnen, / und befolgt, / was G*tt euch befohlen hat.
Danach kommt der Passus mit dem weißen und dem schwarzen Faden. Man könnte nun fragen: Was ist das für ein Fasten, das in der Nacht abgeschafft ist? Es gibt sogar eine Morgenspeise (sahur), die der Gläubige einnehmen soll, bevor der Tag anbricht. Eigentlich wird damit nur der normale Ablauf umgedreht: Wir essen normalerweise am Tag und in der Nacht nicht, weil wir da schlafen. Das Fasten soll aber ide Gläubigen zu einer Haltung des Verzichts anleiten.
Das Fasten während des Ramadan gehört zu den fünf Pfeilern des Islam. Die anderen sind: der moslemische Glaube, Gebete, gute Werke und Gaben für Arme sowie die Pilgerreise nach Mekka.
Der Ramadan gilt als eine Zeit der spirituellen Einkehr, um sich Allah anzunähern. Geduld und Mitgefühl werden eingeübt, und die Einheit innerhalb der muslimischen Gemeinschaft wird gefördert.
Nicht einmal das Trinken von Wasser ist erlaubt; man muss vor Tagesanbruch so viel trinken, dass es den Tag hindurch reicht.
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Übersetzen wir ein paar Hadiths (Lehrsprüche) über das Fasten:
Abu Hurairah berichtete, der Bote Allahs (Mohammed, dessen Namen man stets mit den Worten begleitet »der Friede und der Segen Allahs mögen auf ihm ruhen«) habe gesagt:
Fasten ist eine Rüstung, mit der man sich beschützt; lasst also ihn (der fastet) nicht unverschämte (oder falsche) Rede führen und lass ihn auch nicht achtlos agieren; und wenn ein Mann mit ihm streitet oder ihn beleidigt, sollte er zwei Mal sagen: Ich faste. Und Ihm, in dessen Hand meine Seele liegt, ist der Geruch meines Mundes beim Fasten süßer als Moschusduft — er gibt Essen und Trinken und seine (sexuelle) Begierde auf für Mich; das Fasten ist für Mich, und ich werde ihn belohnen.
Abu Huraihah berichtete, der Bote Allahs habe gesagt, wer trügerisch rede und sich entsprechend verhalte, der brauche auch nicht für Allah zu fasten.
Adiyy ibn Hātim sagte:
Als offenbart wurde »bis dass der weiße vom schwarzen Faden unterscheidbar ist«, legte ich eine schwarze und eine weiße Schnur unter mein Kissen, und zuweilen schaute ich sie in der Nacht an, aber ich konnte sie nicht unterscheiden; dann kam ich am Morgen zum Boten Allahs, der Friede und der Segen Allahs mögen auf ihm ruhen, und erwähnte dies. Er sagte: »Damit ist nur die Schwärze der Nacht und das Weiße des Tags gemeint.«
Jābir sagte:
Der Bote Allahs, der Friede und der Segen Allahs mögen auf ihm ruhen, befand sich auf Reisen, und er sah eine Menschenmenge und einen Mann, der im Schatten saß. Er fragte: »Was ist hier los?« Sie sagten, der Mann faste. Er sagte: »Es ist nicht besonders verdienstvoll, zu fasten, wenn man auf Reisen ist.«
Abū Hurairah berichtete:
Der Prophet, der Friede und der Segen Allahs mögen auf ihm ruhen, sagte: »Wenn jemand vergisst und isst und trinkt, kann er dennoch die Fastenzeit weiterführen, denn Allah ließ ihn essen und trinken.«
Ibn ‚Umar befeuchtete ein Tuch und warf es während des Fastens über sich; und Sha’bī betrat ein Bad. Ibn ‚Abbās sagte: »Es ist nicht schlimm, wenn jemand das Essen im Kochtopf probiert und andere Dinge.« Und Hasan sagte: »Es ist nicht schlimm, seinen Mund mit Wasser auszuspülen, um sich abzukühlen, während man fastet.« Ausnahmen gibt es also auch hier.