Der eifersüchtige tote Kater Dick

Maria Luisa Felici hat beim römischen Psi-Kongress im Mai, den ich dieses Mal geschwänzt habe, über das Thema Tiere und paranormale Phänomene gesprochen. Das ist immer wieder interessant: Tiere, die den Heimweg finden; Tiere, die wissen, wann ihr Besitzer heimkommt. Ich steuere dazu den Aspekt bei: Tiere können Geister sehen. Und: Tiere können Tiergeister sehen.

Bei Maria Luisa ging es anscheinend um einen Fall, den sie selber eingehend erforscht hat und der sicher kein Einzelfall ist. Ein Hund wusste anscheinend, wann sein Herrchen nach Hause kommen würde. Er wedelte mit dem Schwanz, begab sich an die Tür oder das Fenster oder schaute vom Balkon auf die Hauptstraße hinunter, von wo der Chef kommen würde. Aber er tat dies nicht zur gewohnten Zeit, sondern auch, wenn sein Herrchen zu unüblicher Stunde sich näherte. Und es gab keinen Hinweis, woher er das wissen konnte, keine Schritte oder kein Motorengeräusch. Maria Luisa jedenfalls schlug eine telepathische Beziehung zwischen Herr und Hund vor, und daran kann man glauben. 

In dem Buch über das Medium Alec Harris, geschrieben von seiner Frau Louie (meine Übersetzung nähert sich dem Finale) steht eine schöne Episode über die geistersehenden Tiere. Louie und Alec hatten einen lieben Kater namens Dick, der sehr eifersüchtig war, vor allem, als sie ihren Sohn Bradley bekommen hatten. Doch Dick akzeptierte ihn. 1942 war sein letztes Stündlein gekommen. Der Kater war 15 Jahre alt, und nach einem Luftangriff lag er tot neben dem Kamin. Louie wollte danach kein Haustier mehr, verständlich.  

Aber sie wurde gebeten, sich um Blackie zu kümmern, den Kater ihrer Mutter. Nach drei Wochen mochte sie ihn. »Eines Sonntags schlief er friedlich auf meinem Schoß und wachte plötzlich auf. Er wurde ganz steif, und sein Fell sträubte sich. Offenbar hatte der Kater Angst, bereitete sich jedoch auf einen Kampf vor. Irritiert wie ich war, schaute ich herum, ob vielleicht ein fremdes Tier ins Haus gekommen sei, das diese Reaktion provozierte, aber ich sah keines. Noch bevor ich Dick beruhigen konnte, sprang er zu Boden und fiel auf irgendein unsichtbares Ding, und ein wilder Kampf folgte, begleitet von den üblichen markerschütternden Kampfschreien der Katzen. Dann gab Blackie auf und lief trotz meiner Rufe durch die offene Tür und rannte mit einem Höllentempo davon, als wären alle möglichen Dämonen hinter ihm her. Er verschwand außer Sicht und wurde nie mehr gesehen, so viel wir auch nachforschten.« (Bild: Katze des Weißen Hauses, 1929, Library of Congress) 

Blackie war also weg. »Einige Wochen später brachte Bradley einen streunenden Terrier heim, ein reizendes kleines Tier. Mein Sohn fragte, ob wir ihn behalten könnten, und ich gestattete es ihm – aber nur, bis wir den echten Besitzer gefunden hätten. Eines Nachmittags, als ich lesend im Esszimmer saß, bellte der Hund und sprang zum Fenstersims hoch. Aber weder auf dem Sims noch draußen im Garten war etwas zu sehen, das den Hund in Aufregung versetzt haben konnte. Dennoch war er im höchsten Maße aufgeregt, und meine Befehle halfen nichts. Meine Versuche, ihn zu beruhigen, gingen ins Leere. Da begriff ich plötzlich: Der Fenstersims war der Lieblingsplatz des lieben alten Dick gewesen, und da hatte er gesessen und seine Katzenzeit vertan, und es war mehr als wahrscheinlich, dass der Hund die Geistergestalt der Katze gesehen hatte.« 

Auch der Terrier verschwand. Sein Besitzer wurde gefunden. »Einige Zeit danach sagte mir eine Spiritualistenfreundin, die auch Hellseherin ist: ›Dein Kater ist noch bei dir, weißt du das? Und er duldet kein anderes Tier im Haus.‹ Schlagartig war der Grund für Blackies und des Terriers ungewöhnliches Verhalten klar. Sogar nach dem Tod war Dick eifersüchtig und besitzergreifend.« (Perserkatze, Library of Congress 

Wogs

Danach fand Alec ein allerliebstes Hundekind, das sie Wogs nannten.  

»Wogs wurde bald zu unser aller Liebling. Er saß immer gern auf meinem Schoß vor dem Kamin. Doch eines Abends geschah etwas Seltsames. Ein Streit schien da auf meinem Schoß ausgefochten zu werden, als ob jemand versuche, Wogs wegzuschubsen. Es war unheimlich anzusehen und völlig rätselhaft. Alec und meine Mutter waren ungläubig, als ich es ihnen erzählte. Ein paar Abende später passierte es wieder, diesmal in ihrem Beisein. Wir begriffen, dass es Dick sein musste, unser lieber alter Kater, der wie immer eifersüchtig war und alles tat, um Wogs von meinem Schoß zu entfernen, auf dem zu sitzen nur er Anrecht hatte, wie er noch nach dem Tod fand.

Darum sprach ich mit dem toten Kater und sagte ihm: ›Dick, Liebling, du wirst immer mein liebes Baby sein. Ich vermisse dich, aber ich brauche Wogs. Lass ihn doch bleiben.‹ Wenn immer ich danach Wogs zu mir holte, sprach ich erst zu Dick und versicherte ihn meiner Liebe und stellte mir vor, dass er neben dem Hundekind auf meinem Schoß lag. Das hatte den erwünschten Effekt: Alles wurde friedlich. Einmal sahen wir sogar, wie Wogs mit einer unsichtbaren Präsenz vor dem Kamin spielte. Wir waren alle erleichtert, da wir nun wussten, dass die Rivalität zwischen dem toten Dick und dem lebenden Wogs zu Ende war.«

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.