Die Irokesen
Die Indianer haben bei manipogo ihren Platz, und vergessen wir nicht, dass sie so heißten, weil Kolumbus 1492 auf der Suche nach Indien gewesen war und meinte, es habe Fuß auf indisches Land gesetzt. Ich suchte vergangene Woche in Berlin nichts Rechtes, kam am Gropius-Bau vorbei und sah ein Plakat zu einer Ausstellung. Auf den Spuren der Irokesen. Ich musste rein.
Einmal hatte ich Worte des Roten Mannes überliefert, und Anfang Juli war ich im Zürcher Indianermuseum gewesen. Klar, die Ausstellung in der Bundeskunsthalle ist ein anderes Kaliber. Erstklassig. Die Irokesen schlossen sich 1722 zusammen aus sechs Völkern, darunter die Mohawk, die Seneca, die Tuscarora. Ihr Gebiet lag westlich von Boston und New York. Vor ein paar Tagen feierten sie ihren ersten großen Vertrag mit den Vereinigten Staaten (1794), das tun sie jedes Jahr am 11. November. Später wurden sie auch überrollt und verdrängt. Ich habe mir noch bei der Ausstellung ein paar Notizen gemacht. Interessant ist die Sage der Entstehung der Welt: Eine schwangere Frau fällt von einer Wolke, landet auf einer Schildkröte, die Bisamratten vorher weich gepolstert hatten. Ihre Tochter schenkt Zwillingen das Leben, Taronhiawagon (Träger des Himmels) und Tawiskaron (Feuerstein). Wie in vielen Kulturen ist einer böse (Tawiskaron) und verantwortlich dafür, dass unsere Welt so ist, wie sie ist.
Notiert habe ich mir die beiden Frauen Esther Deer, eine erfolgreiche indianische Frau im Showbusiness, und Pauline Johnson (1861-1913), die sich als Lyrikern einen Namen machte. Kateri Tekakwitha wurde sogar heiliggesprochen. Die Irokesen lebten in Langhäusern (bis zu 60 Meter lang), in denen die Frauen das Kommando hatten. Sie nannten sich auch die Haudenosaunee (Leute des Langhauses) oder einfach die »wahren Leute«, Onkwehonwe. . Die Männer regelten die Beziehung zur Außenwelt, einschließlich der nichtmenschlichen Wesen. (Illustration: Ägyptischer Gott an der Fassade des Martin-Gropius-Baus.)
Ein Zitat aus der Ausstellung, das mir gefiel: »Die Spiele der Irokesen, gleich ob mit Bällen, Speeren oder Würfeln, sind Spiegel der Gesellschaft, in der die irokesischen Nationen und ihre jeweiligen Klane in zwei gegensätzliche, aber einander ergänzende Hälften geteilt werden. Diese Teilung steht aber auch für die von dem Zwillingspaar eingerichtete Welt, in der unterschiedliche Zielsetzungen miteinander konkurrieren.« Ein berühmtes Spiel der Irokesen heißt Lacrosse, das von Mittag bis Abend gespielt wurde. Dabei musste man einen Ball in ein Tor bugsieren.
»Krankenheilung und Gesundheitsvorsorge lag in den Händen der Falschgesichter und Maisstrohgesichter, die von Mitgliedern der Männergeheimbünde verkörpert wurden.« Interessant noch der Irokesenhaarschnitt, der den Punks zum Vorbild diente.
Der Nasenring galt den Europäern Mitte des 19. Jahrhunderts als barbarisch, und die Indianer schafften ihn ab. Heute sieht man jedoch in Berlin Leute, die ihre Ohrläppchen dehnen, dass ein Ring hineinpasst, und der restliche Körperschmuck mag auch von den Indianern inspiriert sein. Und die Irokesen schufen wunderschöne Gebrauchsgegenstände und perlenbestickte Kleider und die Wampuns: breite symbolträchtige Bänder, die man bei Verträgen austauscht.
Heute leben die Irokesen in ein paar Reservaten weit im Hinterland von New York. Ihre Spuren liegen in der Vergangenheit. Die Ausstellung in der Berliner Bundeskunsthalle dauert noch bis 6. Januar 2014. Der Eintritt kostet 9 Euro.