Frauenstreik

Heute ist der UNO-Tag der Gewalt gegen Frauen oder besser: der Tag der erhofften Abschaffung der Gewalt gegen Frauen. Das entnahm ich der Zeitschrift L’Ortica (Die Brennessel), die am Bahnhof von Santa Marinella ausliegt. Frauen sollen streiken und/oder rote Stoffe in ihre Fenster oder an ihre Balkone hängen, denn Rot sei die Farbe der Energie.

Rot sind auch die Taschentücher und Fahnen, die gehisst oder geschwenkt werden, wenn ein Opfer des Femminicidio zu Grabe getragen wird: eine Frau, die von ihrem Mann getötet wurde wie kürzlich in Civitavecchia ein junge Rumänin. Journalistinnen wie Barbara Romagnoli und Adriana Terzo (sie hat eine Seite zum Frauenstreik) wollen »in einer Gesellschaft leben, die ernsthaft Schluss machen will mit einer Kultur, die die Macho-Mentalität und das patriarchalische Gehabe unterstützt und die wir für den mangelnden Respekt vor den Frauen verantwortlich halten«. 

De Initiatorinnen rufen alle Frauen auf, für 24 Stunden die Arbeit niederzulegen, um zu zeigen, dass es ohne sie nicht geht. Das wissen wir ja. Aber wie so oft geht so ein Streik, der ohnedies unter geringer Beteiligung ablaufen wird, am Kern des Problems vorbei. Die wirklichen Machos erreicht man so nicht. Da müsste ein auf lange Dauer angelegtes Erziehungsprogramm her, und man müsste hart gegen Männer vorgehen, die Frauen schlagen. Keine Kompromisse. Ausländische Mitbürger müsste man abschieben können. Aber hilft Härte wirklich? 

In Cerveteri und in Ladispoli an der Küste vor Rom sind zwei Stellen eingerichtet worden, an die sich Frauen in Bedrängnis wenden können. Vermutlich ist es schon einmal wichtig, dafür zu sorgen, dass niemand wegschauen kann. Mehr Bürgersinn, nicht den Kopf in den Sand stecken! Wer nichts tut, wenn er die Nachbarin schreien und weinen hört, macht sich mitschuldig.

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