Weihnachten bei den Harris‘ (I)

Im vergangenen Jahr bot ich an Weihnachten zwei Séancen der Harrisons in Middlesbrough, weil ich Toms Buch Leben nach dem Tod übersetzt hatte. Dieses Jahr, 2013, geht es um Weihnachten bei den Harris’ in Cardiff (Wales, im Südwesten der Insel, 250 Kilometer westlich von London, während Middlesbrough, wie der Name sagt, etwa in der Mitte der Insel liegt).

Nach Harrison also Harris. Ich hatte ja Alec Harris übersetzt, das von seiner Frau Louie geschriebene Buch, das im Januar verfügbar sein dürfte. Beide waren Waliser. Alec kam 1897, Louie 1900 zur Welt, und passenderweise kamen die beiden bei einer Weihnachtsparty der Harris‘ am Heiligen Abend sich näher. 1928 heirateten sie. Alec war ein starkes Medium, nur er wusste es nicht und wehrte sich gegen alle Geschichten mit Geistern. Bei einem Weihnachtszirkel versprach er sogar, er werde allen zeigen, dass man Objekte auch durch Tricks bewegen könne. Alec ließ sich fesseln. Alles wurde weihnachtlich dekoriert, doch der Abend verlief anders. Louie schrieb: 

»Was war das doch für ein legendärer Zirkel-Abend! Die Luftballons wurden auf übernatürliche Weise von der Decke geholt und explodierten mit lautem Knallen. Das erfreute die Geisterkinder, die sich alle großartig amüsierten. In ihrer kindlichen Begeisterung holten sie die ganze Dekoration herunter. Tamburine wurden mit Lust betätigt. Kleine Hände zogen Spielzeugautos auf, schossen mit Spielzeuggewehren, spielten Mundharmonika und schlugen auf Trommeln. Sie feierten für sich selbst eine großartige Weihnachtsparty und machten uns vor, dass Geisterkinder sich nicht von Menschenkindern unterscheiden. Alles kam so unerwartet. Wir konnten kaum fassen, dass alle diese physikalischen Phänomene in unserem Zirkel geschahen.«  

Später gab es noch einen schönen Zirkel an Weihnachten:  

»Für uns war das größte Ereignis des Jahres stets der Weihnachtsbaumzirkel. Die Kinder der Park-Grove-Sonntagsschule sahen ihm schon lange Zeit davor mit großer Vorfreude und Erwartung entgegen. Die zwanzig oder bis zu dreißig Schüler, die eingeladen wurden, strömten in den Séancenraum und bildeten einen Kreis um den Weihnachtsbaum, der immer in der Mitte stand und so groß war, dass er bis zur Decke reichte. Er war hübsch geschmückt, vor allem mit Lametta und Papierschlangen, und behängt war er über und über mit Spielsachen, von den untersten bis zu den obersten Zweigen. Man konnte Spielzeug jeder Machart sehen, und alles war von Freunden beigesteuert worden, die oft viele Stunden liebevoller Arbeit daran gewendet hatten, die kleinen Objekte anzufertigen und anzumalen, die ein Kinderherz erfreuten. Alle Geschenke wurden nach der Séance den Armen gespendet. Die Spielsachen erfüllten also einen doppelten Zweck: Sie erfreuten Kinder in beiden Welten.  

Der Zirkel fing auf die bekannte Weise an, mit einem Gebet und einer Hymne. Die materialisierten Führer traten auf und überbrachten ihre Weihnachtswünsche. David, ein netter alter Herr, war immer als erster dran und ging durch die Reihen, wobei er jedem Kind die Hand schüttelte. David riss Witze und hatte immer eine lustige Bemerkung auf den Lippen, und so lockerte er die Anspannung. Er brachte alle Kinder zum Lachen, wie sie bei jeder gewöhnlichen Geburtstagsparty lachen würden. Als nächstes kam Rohan, dann der Führer meines Sohnes Bradley, Grey Rock, und auch sie beiden hatten Grüße für die Teilnehmer. Alle Führer wünschten uns Segen. Die Kinder der Sonntagsschule nahmen alle diese Demonstrationen ohne Angst hin und plauderten artig mit den Geisterfreunden.  

Eine Begebenheit drängt sich da in meiner Erinnerung vor. Das kleinste Kind, das den Zirkel besuchte, war ein Mädchen namens Anna. Es war erst fünf Jahre alt und hatte eine schöne Singstimme. Ihre Lehrerin bat sie, eine Hymne der Schule als Solo darzubieten, und Anna fing gehorsam zu singen an. Schon nach wenigen Tönen fiel eine weitere kleine Stimme ein, und das Lied wurde zu einem Duett. Ihre Lehrerin erklärte nun den Kindern, dies sei ein Solo für Anna, und kein anderes solle zur selben Zeit singen. Alle waren also still, und Anna fing von neuem an, doch wieder drängte sich die kindliche Stimme hinein und sang mit. Da sah ich ein kleines Geisterkind materialisiert direkt neben mir stehen, das aus aller Kraft sang. Wie wunderbar es doch war, zu hören, wie die süßen Stimmen zweier Kinder zusammen erklangen, die in zwei Welten lebten. Wir ließen die beiden also die Hymne gemeinsam zu Ende singen.  

Nach dem ›offiziellen Teil‹ stürzten sich die Geisterkinder auf den Baum und rissen die Spielsachen von den Zweigen. Sie entfesselten eine Menge Lärm, und so explodierten Luftballone, rasselten Rasseln, tuteten Züge und hupten und jaulten Spielzeugautos, dies alles begleitet von Trommeln, Glocken, Mundharmonikas und Mini-Trompeten.  

Als dann alle erschöpft waren und die Fröhlichkeit sich etwas zu legen begann, beendete White Wing den Zirkel der Kinder. Am Abend darauf veranstalteten wir den Zirkel für die Erwachsenen, und derselbe Zirkus wiederholte sich. Die Erwachsenen wurden wieder Kinder und machten bei dem Spaß mit.«

 

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