Amiri Baraka

Amiri Baraka ist vergangenen Donnerstag gestorben, 79 Jahre alt. Zwei Mal traf ich ihn in Italien, und er hat Eindruck auf mich gemacht. Baraka schrieb Lyrik, setzte sich für die Bürgerrechte der Schwarzen und deren Musik ein. Blues People war ein Buch, das er 1963 schrieb, Black Music folgte 1968. Der Freiburger Verlag Orange Press veröffentlichte Blues People 40 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung auf Deutsch, und so kam ich ins Spiel.

Denn für eine bevorstehende Tournee Barakas in Deutschland fehlte ein Plakat, fehlte ein Bild, und der Künstler sollte Anfang April 2004 in Rom mit dem William Turner Quintet auftreten und mit diesem die Musik von Curtis Mayfield aufführen. Ich lebte ja in Rom und würde ihn ablichten können. Mayfield war ein einflussreicher Musiker des schwarzen Rhythm and Blues und Soul, wurde am 13. August 1990 bei einem Konzert in New York von einem Stahlträger getroffen, der sich wegen eines Sturms gelöst hatte und war danach gelähmt. 1999 ist Curtis Mayfield gestorben. Er schuf gefühlvolle Melodien mit Texten, in denen es um Liebe und Solidarität ging.  

Ich radelte also zum Auditorium, hatte wie üblich keine Ahnung, und man sagte, die Musiker seien ums Eck irgendwo beim Essen. Ein Wunder, dass ich sie auftrieb; ich brachte stockend mein Anliegen vor, fotografierte Amiri mit meiner alten Pentax-Spiegelreflexkamera und setzte mich dann noch unerkannt vor die Bühne beim Konzert. Leena Conquest sang, und sie gefiel mir noch mehr. Amiri sprach mehr als er sang; seine hervorgestoßenen Satzfragmente konnten böse und bitter klingen, aber sie gaben dem Konzert auch Spannung und Klang.   

April 2004 in Rom

Ohne diese Aktion wäre mein Buch Mörderisches Rom vielleicht nicht entstanden; oder es wäre anders geworden. Denn ich baute die Jazzband und die betörende Sängerin in die Handlung ein, nur für Amiri Baraka war kein Platz … Später wollte es der Zufall, dass die Truppe mit derselben Besetzung und dem Mayfield-Programm in Vicenza auftrat, als ich gerade mit dem Rad vom Gardasee nach Rom unterwegs war. Also traf ich Amiri nochmals im Mai 2011 dort und schüttelte ihm die Hand. Aber eigentlich war ich wegen Leena hingegangen, und danach wartete ich noch lange am Bühneneingang … und dann kam sie, sah kleiner aus als erwartet, und ich begleitete sie ein Stück, und sie sagte: »Write me an e-mail!« (Kam aber keine Antwort von ihr auf meine Mail)  

Jedenfalls gibt es das Plakat mit meinem Foto von Amiri Baraka, und ich werde es mir gleich wieder ins Bad hängen, zum Gedenken an den Aktivisten und Freiheitskämpfer. Es war eine kleine Koinzidenz, dass ich am Tag seines Todes ein Bild vom Konzert mit ihm in einen manipogo-Beitrag einbaute, der übermorgen laufen wird: Es geht um afroamerikanische Lyrik aus den Staaten.  

Baraka heißt Segen auf arabisch. Geboren wurde er als Everett LeRoi Jones, und er wurde Poetik-Dozent, Autor und Musiker, begründete das Black-Arts-Movement und bezeichnete sich als »Poeten-Ikone und revolutionärer politischer Aktivist«. Seine Stimme wurde gehört. Blues People sollte man lesen.    

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